Zum Tod von Wolfgang Völz
Am 2. Mai ist in Berlin Wolfgang Völz gestorben – dem jüngeren Fernsehpublikum vor allem als Stimme des „Käpt’n Blaubär“ aus der Sendung mit der Maus bekannt. Geboren wurde er am 16. August 1930 in Danzig-Langfuhr, wo er im gleichen Haus wie sein späterer Kollege Eddi Arent aufwuchs. 2002 sprach er gegenüber dem Tagesspiegel über seine Jugend im Danzig der Nachkriegszeit – und seine späterhin anhaltende Beziehung zur alten Heimat. Dabei erzählte er, dass er selbst nach dem Einmarsch der Russen „als Bäckerbursche warm und genug zu essen“ gehabt hätte. 1947 siedelte er mit der Mutter „problemlos“ aus. Seit 1972 besuchte er, wie er dem Journalisten sagte, jedes Jahr die vier polnischen Schulkameraden, die irgendwie überlebt hatten. Und er habe sich gefreut, wie wunderbar die Polen das alte Danzig wieder aufgebaut hätten.
Nur drei Jahre nach der Vertreibung debütierte Völz 1950 am Landestheater Hannover. Obwohl er dem Theater stets die Treue hielt : Popularität erreichte Völz als Filmschauspieler. Unter den frühen Kinoproduktionen finden sich gleich zwei Verfilmungen von Werken des ostpreußischen Schriftstellers Siegfried Lenz : 1958 spielte Völz in Der Mann im Strom an der Seite von Hans Albers, 1962 war er in Das Feuerschiff zu sehen. Zudem wirkte er in unzähligen Fernsehfilmen mit, so etwa als Armierungsoffizier des Raumschiffes „Orion“ in der Serie Raumpatrouille.
Einen eigenen Hinweis verdient sein Auftritt als Sergeant Higgins in dem Edgar-Wallace-Film Der grüne Bogenschütze ; denn an den 38 Edgar-Wallace-Filmen, die von Rialto zwischen 1959 und 1972 für das Kino produziert bzw. mitproduziert wurden, wirkten neben Völz drei weitere bedeutende Schauspieler aus der Freien Stadt Danzig mit : Spitzenreiter war Eddi Arent mit 23 Filmen, in 16 Produktionen irrlichterte der in Zoppot geborene Klaus Kinski über die Leinwand. Das letzte noch lebende Danziger Mitglied der Edgar-Wallace-Crew ist die 1931 – wie Völz in Langfuhr – geborene Ingrid van Bergen, die in Der Rächer (1960) und Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961) zu sehen war.
Völz stand bis ins hohe Alter vor der Kamera und im Tonstudio. Als 2004 und 2007 zwei Parodien auf die Edgar-Wallace-Filme entstanden, übernahm er die Rolle des in die Jahre gekommenen Scotland-Yard-Chefs Sir John. Neben Film- und Bühnenproduktionen war Völz als Synchronsprecher – unter anderem für Sir Peter Ustinov und Walter Matthau – sowie als Kabarettist tätig. In Berlin gehörte er zeitweise zum Ensemble der „Stachelschweine“. Aus seiner politischen Haltung machte das SPD-Mitglied, das seine Partei auch öffentlich unterstützte, keinen Hehl.
Weniger bekannt sind seine religiösen Wurzeln geworden – abgesehen von der Geschichte, die in Bezug auf seinen Hausnamen kolportiert worden ist. Gegenüber dem Express erläuterte sein Enkel Daniel im Januar 2018, aus welcher Situation heraus das Missverständnis entstanden sei, dass „Völz“ nur ein angenommener Name sei : „In einer Talkshow, wo er war, ging es um das Thema Wurzeln und Religion. Mein Opa ist Jude, und dann kamen sie auf jüdische Nachnamen, die ja immer sehr beschreibend sind – wie Goldstein. Mein Großvater hat dann gesagt, dass er eigentlich Aaron Treppengeländer heißt.“
Tilman Asmus Fischer