Einführung

Die Fami­li­en­for­schung oder Genea­lo­gie erlebt seit vie­len Jah­ren eine Renais­sance. Die Suche nach den eige­nen fami­liä­ren Wur­zeln gibt dabei vie­len Men­schen in die­ser schnell­le­bi­gen Zeit ein Gefühl von Bestän­dig­keit; und nicht sel­ten fin­den sie dadurch auch ein wach­sen­des Inter­es­se an der Geschich­te im Allgemeinen.

Durch die ste­tig wach­sen­den Informations- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten im Inter­net hat sich die Fami­li­en­for­schung ins­be­son­de­re in den letz­ten Jah­ren sehr vereinfacht.

Für das For­schungs­ge­biet West­preu­ßen –  wie auch für die übri­gen ehe­ma­li­gen deut­schen Ost­ge­bie­te – sind durch die Öff­nung des „Eiser­nen Vor­hangs“ vie­le Archi­ve im ver­ein­ten Deutsch­land sowie in Polen sehr viel leich­ter zugäng­lich gewor­den. Heu­te wer­den alle Inter­es­sen­tin­nen und Inter­es­sen­ten fest­stel­len, dass durch die digi­ta­le Bereit­stel­lung von Kir­chen­bü­chern, Stan­des­amts­un­ter­la­gen und sons­ti­gen genea­lo­gi­schen Quel­len gute Mög­lich­kei­ten bestehen, die eige­nen fami­liä­ren Wur­zeln zu erforschen.

Gleich­zei­tig kann die Fami­li­en­for­schung dazu bei­tra­gen, Ein­bli­cke in die kul­tu­rel­le, sprach­li­che und kon­fes­sio­nel­le Viel­falt von West­preu­ßen wäh­rend der letz­ten Jahr­hun­der­te zu vermitteln.

Quellensituation

Auch wenn durch die Fol­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges vie­le genea­lo­gi­sche Quel­len ver­lo­ren­ge­gan­gen sind, bie­tet West­preu­ßen z.B. im Hin­blick auf evan­ge­li­sche Kir­chen­bü­cher eine viel bes­se­re Quel­len­la­ge als z.B. Schle­si­en oder Pom­mern. Dies liegt dar­an, dass von kirch­li­cher Sei­te 1944 bereits vie­le Kir­chen­bü­cher aus den dama­li­gen Gebie­ten Danzig-​Westpreußen und Ost­preu­ßen vor der her­an­na­hen­den Roten Armee in die Mit­te Deutsch­lands ver­la­gert wur­den. Die west­li­chen Krei­se des ehe­ma­li­gen West­preu­ßen, d.h. Deutsch Kro­ne, Fla­tow und Schloch­au, die seit 1938 zu Pom­mern gehör­ten, blie­ben dabei außen vor. Die dor­ti­gen Kir­chen­bü­cher sind lei­der über­wie­gend in den Wir­ren des Jah­res 1945 zer­stört worden.

Hinweise und Tipps

Doch wie fängt man an bes­ten an? Wer noch kei­ne Erfah­rung in der Fami­li­en­for­schung hat, soll­te zunächst nach Unter­la­gen in der Fami­lie suchen, nach Fami­li­en­stamm­bü­chern, Urkun­den, Auf­zeich­nun­gen und Fotos. Dazu soll­ten noch leben­de Ver­wand­te befragt und die Gele­gen­heit genutzt wer­den, die münd­li­chen Über­lie­fe­run­gen der Älte­ren schrift­lich festzuhalten.

Von zen­tra­ler Bedeu­tung ist die gemein­sa­me Fest­stel­lung, in wel­chem Ort sowie Kreis die Vor­fah­ren genau gelebt haben; denn dadurch kön­nen anschlie­ßend noch exis­tie­ren­de genea­lo­gi­sche Quel­len ermit­telt wer­den. Bereits bekann­te Geburts‑, Heirats- und Ster­be­da­ten soll­ten auf­ge­schrie­ben und noch vor­han­de­ne Urkun­den mög­lichst digi­tal gesi­chert wer­den. In jedem Fal­le ist es not­wen­dig, die Kon­fes­si­on der ein­zel­nen Vor­fah­ren zu notieren.

Sind die­se Recher­chen inner­halb der Fami­lie abge­schlos­sen, lässt sich ein klei­ner Stamm­baum oder eine Ahnen­lis­te anfer­ti­gen. Um dabei den Über­blick zu behal­ten, soll­te dabei das bewähr­te Num­me­rie­rungs­sys­tem von Keku­le ange­wen­det werden.

Im nächs­ten Schritt kön­nen wei­te­re Infor­ma­tio­nen aus dem Inter­net bzw. archi­va­li­schen Quel­len her­an­ge­zo­gen werden.

Die bedeut­sams­ten Quel­len für die Fami­li­en­for­schung sind dabei die Kir­chen­bü­cher, wor­in sich die Tauf‑, Heirats- und Beer­di­gungs­da­ten fin­den las­sen. Die west­preu­ßi­schen Kir­chen­bü­cher rei­chen dabei, wenn man Glück hat, bis ins 17. Jahr­hun­dert zurück.

Für West­preu­ßen ist es wich­tig zu wis­sen, dass die evan­ge­li­sche Bevöl­ke­rung, zu der vor­wie­gend die deutsch­spra­chi­ge Bevöl­ke­rung gehör­te, auf Grund restrik­ti­ver pol­ni­scher Vor­schrif­ten gezwun­gen war, vor der ers­ten pol­ni­schen Tei­lung (im Jah­re 1772) ihre kirch­li­chen Hand­lun­gen (Tau­fen, Hoch­zei­ten, Beer­di­gun­gen) von pol­ni­schen Geist­li­chen vor­neh­men zu las­sen. Daher sind vor die­sem Jahr – und je nach Regi­on zuwei­len auch noch Jahr­zehn­te spä­ter –  die Daten der evan­ge­li­schen Bewoh­ner aller­meist in den katho­li­schen Kir­chen­bü­chern zu fin­den. Davon aus­ge­nom­men waren ledig­lich die Ein­woh­ner der gro­ßen (und auch eini­ger klei­ne­rer) Städte. 

Die Land­be­völ­ke­rung hin­ge­gen war – bis auf weni­ge von evan­ge­li­schen Ade­li­gen unter­stütz­te Kir­chen­ge­mein­den – gezwun­gen, die katho­li­schen Kir­chen auf­zu­su­chen. Dabei ist es nicht unge­wöhn­lich, dass es sich bei den Pas­tö­ren um aus­wär­ti­ge Polen han­del­te, die der deut­schen Spra­che nicht mäch­tig waren und auch die mul­ti­kul­tu­rel­len Beson­der­hei­ten des Lan­des nicht kann­ten. Am augen­schein­lichs­ten wird dies durch die pol­ni­schen Schreib­wei­sen der deut­schen Namen. So wur­de in den Kir­chen­bü­chern. z.B. aus einem Schmidt, ein Szmid und aus einem Krön­ke ein Krenky.

Per­so­nen­stands­re­gis­ter wur­den in Preu­ßen ins­ge­samt erst seit dem 01.10.1874 angelegt.

Ihre Auf­ga­be war es, eine kon­fes­si­ons­un­ab­hän­gi­ge, staat­lich kon­trol­lier­te Per­so­nen­stands­do­ku­men­ta­ti­on zu erstel­len. Dazu zäh­len Geburts­re­gis­ter, Hei­rats­re­gis­ter und Ster­be­re­gis­ter, die vom Stan­des­be­am­ten in vor­ge­druck­ten Büchern hand­schrift­lich geführt wur­den. Man unter­schei­det dabei zwi­schen Haupt­re­gis­tern (Erst­re­gis­tern), wel­che von den Stan­des­äm­tern ange­legt wur­den und Neben­re­gis­tern (Zweitregister/​Abschriften) wel­che von den Auf­sichts­be­hör­den geführt wur­den. Am Rand der Per­so­nen­stands­re­gis­ter kön­nen nach­träg­lich ein­ge­füg­te Noti­zen zu wei­te­ren Ereig­nis­sen aus dem Leben des Kin­des, des Ehe­paa­res oder des Ver­stor­be­nen ver­merkt sein. In den o. g. Haupt­re­gis­tern las­sen sich zudem die Ori­gi­nal­un­ter­schrif­ten der Betei­lig­ten wie z.B. der Anzei­gen­den oder der Braut­leu­te finden!

Die für die Wohn­or­te der Vor­fah­ren zustän­di­gen Kir­chen­ge­mein­den bzw. Stan­des­äm­ter las­sen sich über die her­aus­ra­gen­de pri­va­te Inter­net­sei­te „Fami­li­en­for­schung in West­preu­ßen“ von Hans-​Jürgen Wolf ermit­teln: Die­se Sei­te ist äußerst hilf­reich, denn hier sind so gut wie alle west­preu­ßi­schen Orte mit ihren im Lau­fe der Zeit vari­ie­ren­den deut­schen und pol­ni­schen Orts­na­men, akri­bisch ver­zeich­net. Fer­ner fin­den sich zu den Orten auch wei­ter­füh­ren­de Links zu Archi­ven, genea­lo­gisch rele­van­ten Quel­len und Digi­ta­li­sa­ten sowie zu Karten- und Lite­ra­tur­quel­len. Die etwas ver­steck­te Orts­da­ten­bank mit den ver­knüpf­ten Links fin­det sich hier.

Auf der Inter­net­sei­te befin­det sich zudem eine Per­so­nen­da­ten­bank, die die west­preu­ßi­schen Land­krei­se Brie­sen, Grau­denz und Stras­burg umfasst.Als wei­te­re Hil­fe für den pra­xis­ge­rech­ten Ein­stieg in die Fami­li­en­for­schung ist das über 190 Sei­ten star­ke „Son­der­heft ‚Fami­li­en­for­schung‘“ des Ver­eins für Com­pu­ter­ge­nea­lo­gie e.V. (Comp­Gen) zu empfehlen.

Vereine für Familienforschung

Auf den Inter­net­sei­ten der nach­fol­gen­den Ver­ei­ne wer­den auch ohne Mit­glied­schaft vie­le Infor­ma­tio­nen kos­ten­frei gegeben.

Der Ver­ein für Com­pu­ter­ge­nea­lo­gie bie­tet dar­über hin­aus auf sei­ner Web­site eine Viel­zahl an Infor­ma­tio­nen an, die den Bereich von West­preu­ßen und die Nach­bar­re­gio­nen umfas­sen. Hier wird u.a. auch über Soft­ware für die Fami­li­en­for­schung sowie die neu­es­ten Ent­wick­lun­gen in der com­pu­ter­ge­stütz­ten Fami­li­en­for­schung – wie z.B. über Daten­ban­ken und digi­ta­len For­schungs­quel­len – berich­tet. Vie­le genea­lo­gi­sche Fra­gen kann zudem das Infor­ma­ti­ons­por­tal Gen­Wi­ki beantworten.

Von den genea­lo­gi­schen Ver­ei­nen, die West­preu­ßen beson­de­re Auf­merk­sam­keit schen­ken, ist der 1925 in Königs­berg (Preu­ßen) gegrün­de­te Ver­ein für Fami­li­en­for­schung in Ost- und West­preu­ßen e.V. (VFFOW) die ers­te Adres­se. Neben sei­ner in den letz­ten Jah­ren stark ver­bes­ser­ten Inter­net­prä­senz wer­den auch vie­le For­schungs­er­geb­nis­se und ‑hin­wei­se sowie genea­lo­gi­sche Bücher zu Quel­len und zur Regional- und Lokal­ge­schich­te veröffentlicht.

Unab­hän­gig, doch eng ver­bun­den mit vie­len Mit­glie­dern des VFFOW, ist das Allen­stei­ner Inde­xie­rungs­pro­jekt. Hier wer­den digi­ta­li­sier­te Stan­des­amts­re­gis­ter aus Ost- und West­preu­ßen durch Inde­xie­rung über eine Namens-​Datenbank erschlossen.

Für For­schun­gen in den west­preu­ßi­schen Krei­sen Deutsch Kro­ne, Fla­tow und Schloch­au, die, wie schon gesagt, 1938 zu Pom­mern kamen, ist der im Jah­re 2000 in Greifs­wald gegrün­de­te Ver­ein Pom­mer­scher Greif e.V. eine sehr gute Hil­fe: Mit sei­ner Per­so­nen­da­ten­bank „GreifX“ bie­tet die­ser Ver­ein auch Such­mög­lich­kei­ten in den inde­xier­ten Kir­chen­bü­chern und Per­so­nen­stands­re­gis­tern der ursprüng­lich west­preu­ßi­schen Krei­se an:.

Die Arbeits­ge­mein­schaft Ost­deut­scher Fami­li­en­for­scher (AGo­FF) wur­de 1927 in Bres­lau gegrün­det und beschäf­tigt sich mit Fami­li­en­for­schung in den ehe­ma­li­gen deut­schen Sied­lungs­ge­bie­ten in Mittel‑, Ost- und Süd­ost­eu­ro­pa. Sie besitzt u.a. auch eine „For­schungs­stel­le Ost- und West­preu­ßen“. Der pol­ni­sche Fami­li­en­for­schungs­ver­ein Pomor­skie Towar­zyst­wo Genea­lo­gicz­ne (PTG) wur­de 2011 gegrün­det. Er nennt sich auf sei­ner wahl­wei­se in deut­scher Spra­che ange­bo­te­nen Inter­net­sei­te auch „Ver­ein für Fami­li­en­for­schung in West­preu­ßen“. Sein For­schungs­ge­biet deckt im Wesent­li­chen den Bereich der heu­ti­gen Woje­wod­schaft Pomor­ze und einen Teil der Woje­wod­schaft Kujawien-​Pommern ab. Das ist der Bereich vom frü­he­ren Hin­ter­pom­mern bis zur Weich­sel. In Zusam­men­ar­beit auch mit deut­schen Fami­li­en­for­schern wer­den die genea­lo­gi­schen Quel­len vor­nehm­lich aus den Staats­ar­chi­ven in Dan­zig und Kös­lin und dem Diözesan-​Archiv in Pel­plin inde­xiert. Die­se kön­nen kos­ten­frei in der Namens-​Datenbank „Pom­Gen­Da­tei“ nach Tau­fen, Ehe­schlie­ßun­gen und Bestat­tun­gen durch­sucht werden.

Mailinglisten und Foren

Mai­ling­lis­ten und Foren die­nen dem Aus­tausch von Fami­li­en­for­schern mit glei­chen For­schungs­in­ter­es­sen. Auch Neu­lin­ge fin­den hier schnell Anschluss und Hil­fe von erfah­re­nen Fami­li­en­for­schern. Man unter­schei­det dabei zwi­schen geschlos­se­nen Mai­ling­lis­ten, die z.B. nur Mit­glie­der von Ver­ei­nen wie dem VFFOW oder der AGo­FF zugäng­lich sind, und offe­nen, ver­eins­un­ab­hän­gi­gen Mailinglisten.

Auf der Platt­form des Ver­eins für Com­pu­ter­ge­nea­lo­gie fin­den sich u.a. zwei unab­hän­gi­ge Mai­ling­lis­ten, die sich mit West­preu­ßen beschäftigen:

  • ow-​preussen‑l (für die Fami­li­en­for­schung in Ost- und Westpreußen)
  • Berent (für den west­preu­ßi­schen Kreis Berent und sei­ne Nachbarkreise).

Hin­zu kom­men ande­re offe­ne Mai­ling­lis­ten wie z.B. dna-​genealogie‑l, die die DNA-​Genealogie zum The­ma hat.Das viel­be­such­te Forum Dan­zig von Wolf­gang Nau­jo­cks bie­tet u.a. auch Aus­tausch­mög­lich­kei­ten zu Fra­gen der Fami­li­en­for­schung in Dan­zig und Umgebung.

Sperrfristen für Archivgut

Zu guter Letzt: Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten unter­lie­gen aus Daten­schutz­grün­den gewis­sen Sperr­fris­ten für die Benut­zung. Die Rege­lun­gen sind aller­dings in Deutsch­land und Polen unterschiedlich.

Die nicht mehr den Sperr­fris­ten unter­lie­gen­den Per­so­nen­stands­un­ter­la­gen wer­den in Deutsch­land in der Regel an die Kom­mu­nal­ar­chi­ve abge­ge­ben, wäh­rend die Kir­chen­bü­cher an die ent­spre­chen­den kirch­li­chen Archi­ve gehen. In Polen geschieht dies ent­spre­chend an die Staats­ar­chi­ve bzw. für kath. Kir­chen­bü­cher an die Diözesanarchive.

Für staat­li­che Archi­ve bestehen eige­ne Sperrfristen.

Deutsch­land:
Sperr­fris­ten gem. Per­so­nen­stands­ge­setz (PStG) (seit 01.01.2009):
Geburts­re­gis­ter: 110 Jah­re, Hei­rats­re­gis­ter: 80 Jah­re, Ster­be­re­gis­ter: 30 Jahre.

Urkun­den dür­fen nur den Berech­tig­ten (z.B. Nach­kom­men in direk­ter Linie) zur Ver­fü­gung gestellt oder kön­nen gemäß § 62 Abs. 3 PStG 30 Jah­re nach dem Tode bei berech­tig­tem Inter­es­se (wie bei der Fami­li­en­for­schung  oder wis­sen­schaft­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen) ein­ge­se­hen werden.

Die Benut­zungs­be­schrän­kun­gen in den bereits erwähn­ten Bun­des­ar­chi­ven sind hier nach­zu­le­sen: https://​www​.bun​des​ar​chiv​.de/​D​E​/​N​a​v​i​g​a​t​i​o​n​/​B​e​n​u​t​z​e​n​/​H​i​l​f​e​/​B​e​n​u​t​z​u​n​g​s​e​i​n​s​c​h​r​a​e​n​k​u​n​g​e​n​/​b​e​n​u​t​z​u​n​g​s​e​i​n​s​c​h​r​a​e​n​k​u​n​g​e​n​.​h​tml

Polen:
Sperr­fris­ten für pol­ni­sche Per­so­nen­stands­re­gis­ter (seit 01.03.2015):
Geburts­re­gis­ter: 100 Jah­re, Hei­rats­re­gis­ter: 80 Jah­re, Ster­be­re­gis­ter: 80 Jahre.

Internetquellen

Die west­preu­ßi­schen Kir­chen­bü­cher und Per­so­nen­stands­re­gis­ter sind lei­der auf vie­le Archi­ve in Deutsch­land und Polen ver­teilt. Genaue Anga­ben hier­zu ver­mit­telt die bereits vor­ge­stell­te Inter­net­sei­te Fami­li­en­for­schung in West­preu­ßen.

Glück­li­cher­wei­se sind bereits vie­le Quel­len online ver­füg­bar und damit bequem von Zuhau­se aus ein­seh­bar. Die fol­gen­de Dar­stel­lung beginnt daher mit den Inter­net­quel­len. Nur wenn die gesuch­ten Unter­la­gen dort noch nicht zur Ver­fü­gung ste­hen, wird sich ein Archiv­be­such nicht ver­mei­den las­sen. Infor­ma­tio­nen zu den Archi­ven fol­gen daher im Anschluss.

Die Kir­che Jesu Chris­ti der Hei­li­gen der Letz­ten Tage, auch als „Mor­mo­nen“ bezeich­net, bie­tet aus reli­giö­sen Grün­den Fami­li­en­for­schungs­mög­lich­kei­ten an. Nach der Leh­re ihrer Kir­che kön­nen Mor­mo­nen ihren nicht mor­mo­nisch getauf­ten Vor­fah­ren durch die „Tau­fe für Ver­stor­be­ne“ die Mög­lich­keit des ewi­gen Lebens gewäh­ren. Dafür müs­sen deren genaue Namen sowie die Geburts- und Ster­be­da­ten ermit­telt werden.

Vie­le in der Ver­gan­gen­heit mikro­ver­film­ten Kir­chen­bü­cher, Per­so­nen­stands­re­gis­ter und sons­ti­gen genea­lo­gi­schen Quel­len wer­den digi­ta­li­siert und über die Online-​Plattform Fami­ly­Se­arch kos­ten­los ver­öf­fent­licht. Hier ist ein Down­load von Scans wie z.B. ein­zel­nen Kir­chen­buch­sei­ten möglich.

Die pri­va­te Sei­te von Stef­fen Olsch­ner fs​.webo​si​.net zeigt an, wel­che Infor­ma­tio­nen zu West­preu­ßen und ande­ren Regio­nen auf fami​ly​se​arch​.org online recher­chiert wer­den können.

Die teil­wei­se nicht frei zugäng­li­chen digi­ta­li­sier­ten Mikro­fil­me kön­nen in ihren deutsch­land­weit und inter­na­tio­nal vor­han­de­nen genea­lo­gi­schen For­schungs­zen­tren ein­ge­se­hen wer­den. Die­se ste­hen für jeder­mann offen! Die frü­her vor­herr­schen­den Mikro­film­le­se­ge­rä­te wur­den durch Com­pu­ter­ter­mi­nals abge­löst und bie­ten Zugang zu einer fast gren­zen­lo­sen Anzahl von genea­lo­gi­schen Quellen.

Ancestry ist die welt­weit größ­te Online-​Plattform für Ahnen­for­schung. Mit­glie­der haben digi­ta­len Zugriff auf his­to­ri­sche Urkun­den, die auch her­un­ter­ge­la­den wer­den kön­nen. Es besteht die Mög­lich­keit der Stamm­baum­er­stel­lung und der Ver­knüp­fung mit Urkun­den. Durch Inde­xie­run­gen kön­nen die Samm­lun­gen teil­wei­se auf Namen durch­sucht werden.

Die­se kos­ten­pflich­ti­ge Sei­te bie­tet gera­de in der über­re­gio­na­len Recher­che manch­mal erstaun­li­che Tref­fer. Z.B. wenn Kin­der west­preu­ßi­scher Eltern in Stan­des­amts­un­ter­la­gen von Ber­lin oder US-​Volkszählungslisten auftauchen.

Die regio­na­le Zuord­nung der Kir­chen­bü­cher ist aller­dings oft feh­ler­haft. Auch sind die zum Teil umfang­rei­chen Stamm­bäu­me mit Vor­sicht zu genie­ßen, da nicht sel­ten Daten zusam­men­ko­piert wur­den, ohne dass die Quel­len ein­ge­se­hen wor­den wären. Trotz­dem lohnt es sich unbe­dingt, hier ein­mal hineinzuschauen.

Das Ange­bot von auto­so­ma­len DNA-​Tests und eine Platt­form zum DNA-​Vergleich run­den das Ange­bot von „Ancestry“ ab.

Wei­te­re kos­ten­pflich­ti­ge Online-​Plattformen mit einem ähn­li­chen, aber nicht ganz so umfang­rei­chen Ange­bot, sind bei­spiels­wei­se MyHe­ri­ta­ge und Genea­net.

Archion ist ein gemein­schaft­li­ches Pro­jekt der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land (EKD) und der Mehr­heit der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen. Auch staat­li­chen, kom­mu­na­len und wei­te­ren kirch­li­chen Archi­ven wie z.B. dem­je­ni­gen der Men­no­ni­ten steht „Archion“ offen. Kos­ten­pflich­tig ange­bo­ten wer­den digi­ta­li­sier­te evan­ge­li­sche Kir­chen­bü­cher aus ganz Deutsch­land. Hin­zu kom­men Kir­chen­bü­cher aus den ehe­ma­li­gen Ost­ge­bie­ten, deren Ori­gi­na­le im Evan­ge­li­schen Zen­tral­ar­chiv in Ber­lin (EZAB) ver­wahrt wer­den. Für West­preu­ßen sind bereits rund drei Vier­tel der Kir­chen­bü­cher des EZAB online. Ein Down­load von Kir­chen­buch­sei­ten ist möglich.

Es wer­den ver­schie­de­ne Zeitpass-​Einheiten ange­bo­ten, wobei das Bestands­an­ge­bot auch ohne Zeit­pass durch­sucht wer­den kann. Zum kos­ten­lo­sen Ken­nen­ler­nen des Por­tals sind exem­pla­risch die Kir­chen­bü­cher von Hildriz­hau­sen in Würt­tem­berg freigegeben.

Erfreu­li­cher­wei­se gibt es mitt­ler­wei­le auch eini­ge pol­ni­sche Online-​Portale, die Scans von katho­li­schen und evan­ge­li­schen Kir­chen­bü­chern, Per­so­nen­stands­re­gis­tern sowie ande­rer genea­lo­gi­scher Quel­len kos­ten­los ins Inter­net stellen.

Für Tei­le von West­preu­ßen geschieht dies – neben den wei­ter unten genann­ten Staats­ar­chi­ven – über eine Sei­te der pol­ni­schen genea­lo­gi­schen Ver­ei­ne Genea­lo­gia Pol­ska (GENPOL).

Das Online-​Portal Metryki.GenBaza beinhal­tet u.a. Scans für das nörd­li­che West­preu­ßen und Hin­ter­pom­mern aus den Staats­ar­chi­ven Dan­zig (Gdańsk) und Kös­lin (Kos­za­lin). Ein­zel­ne Scans kön­nen kos­ten­frei her­un­ter­ge­la­den wer­den. Eine Anlei­tung für die nicht ganz ein­fa­che Anmel­dung ist hier zu fin­den. Eine Namens-​Suche in den inde­xier­ten west­preu­ßi­schen Quel­len lässt sich auf den Sei­ten des bereits vor­ge­stell­ten pol­ni­schen Fami­li­en­for­schungs­ver­eins PTG durchführen.

Archive mit Kirchenbüchern und Personenstandsregistern

Die west­preu­ßi­schen Kir­chen­bü­cher, Per­so­nen­stands­re­gis­ter und sons­ti­gen genea­lo­gi­schen Quel­len sind auf vie­le Archi­ve in Deutsch­land und Polen ver­teilt. Dank der zuneh­men­den Digi­ta­li­sie­rung wird in Zukunft die Not­wen­dig­keit des per­sön­li­chen Besuchs wei­ter abneh­men. Hier­mit kön­nen die dor­ti­gen Lese­sä­le ent­las­tet sowie viel Zeit gespart werden. 

Das Evan­ge­li­sche Zen­tral­ar­chiv Ber­lin (EZAB) war frü­her ein­mal eine wich­ti­ge Adres­se für die west­preu­ßi­sche Fami­li­en­for­schung, wo es schwie­rig war einen Lese­platz zu bekom­men. Heu­te ver­la­gert sich die Suche zuneh­mend auf die bereits vor­ge­stell­te Online-​Plattform Archion, wo mitt­ler­wei­le die über­wie­gen­de Mehr­zahl der Kir­chen­bü­cher aus den ehe­ma­li­gen Ost­ge­bie­ten und West­preu­ßen ein­ge­se­hen wer­den kann.

Bischöf­li­ches Zen­tral­ar­chiv, Regens­burg: Ange­bo­ten wer­den Mikro­fi­ches der kath. Kir­chen­bü­cher aus West- und Ost­preu­ßen und wei­te­ren ehe­ma­lig deut­schen Gebie­ten. Die dort frü­her vor­han­de­nen Ori­gi­nal­kir­chen­bü­cher (3469 Bän­de) wur­den an die zustän­di­gen Diö­ze­san­ar­chi­ve in Polen abge­ge­ben. Ein Ver­zeich­nis der Kir­chen­bü­cher fin­det sich hier.

Säch­si­sches Staats­ar­chiv – Grup­pe Samm­lun­gen: Die hier inte­grier­ten Bestän­de der ehe­ma­li­gen Deut­schen Zen­tral­stel­le für Genea­lo­gie bil­den eine umfang­rei­che Samm­lung von Mikro­fil­men zur Familien- und Per­so­nen­ge­schich­te. Hier befin­den sich auch Unter­la­gen des „Reichs­sip­pen­am­tes“, das ab 1934 ev. und kath. Kir­chen­bü­cher, Mili­tär­kir­chen­bü­cher und jüdi­sche Per­so­nen­stands­un­ter­la­gen der ehe­ma­li­gen deut­schen Ost­ge­bie­te verfilmte.

Die Kir­chen­bü­cher aus West­preu­ßen kön­nen hier recher­chiert werden.

Polnische Staatsarchive

Vie­le ev. und kath. Kir­chen­bü­cher sowie Per­so­nen­stands­un­ter­la­gen befin­den sich in den pol­ni­schen Staats­ar­chi­ven, die (wie oben beschrie­ben) teil­wei­se online ein­ge­se­hen wer­den kön­nen und zuneh­mend von Fami­li­en­for­schern inde­xiert werden.

Die jün­ge­ren Per­so­nen­stands­re­gis­ter wer­den in den ört­li­chen pol­ni­schen Stan­des­äm­tern vor­ge­hal­ten und erst nach Ablauf der Sperr­fris­ten an die Staats­ar­chi­ve abge­ge­ben. Auch wei­te­re genea­lo­gisch rele­van­te Quel­len wie z.B. Ein­woh­ner­kar­tei­en oder Steu­er­lis­ten befin­den sich in den Staatsarchiven.

Im Pol­ni­schen Archiv­por­tal der Staats­ar­chi­ve und wei­te­rer Ein­rich­tun­gen lässt sich danach recher­chie­ren Dabei kann mit einer leicht zu bedie­nen­den Such­funk­ti­on über Begrif­fe wie z.B. Personen- oder Orts­na­men in den Bestän­den recher­chiert wer­den. Auf Wunsch wer­den dabei auch nur ein­ge­scann­te Bestän­de anzeigt.

Staats­ar­chi­ve mit west­preu­ßi­schem Archiv­gut befin­den sich in:

Gedruck­te Archiv­füh­rer kön­nen bei­spiels­wei­se bei der „Martin-​Opitz-​Bibliothek“ in Her­ne ein­ge­se­hen oder über die Fern­lei­he bestellt werden.

Polnische Diözesanarchive:

Hier befin­den sich neben den katho­li­schen auch eini­ge evan­ge­li­sche Kir­chen­bü­cher. Lei­der sind die Sei­ten fast aus­schließ­lich auf Polnisch.

Erz­diö­ze­san­ar­chiv Dan­zig (mit Dan­zig und Nordpomerellen)

Diö­ze­san­ar­chiv Elb­ing (mit Elb­ing, Mari­en­burg, Tie­gen­hof, Stuhm und Rosenberg)

Erz­diö­ze­san­ar­chiv Erm­land in Allen­stein (u.a. mit kath. Kir­chen­bü­chern aus den west­preu­ßi­schen Krei­sen Stuhm, Mari­en­burg, Rosenberg) 

Diö­ze­san­ar­chiv Köslin-​Kolberg (mit Deutsch Kro­ne, Ham­mer­stein, Jas­trow, Flatow)

Diö­ze­san­ar­chiv Pel­plin (mit Kart­haus, Berent, Pr. Star­gard, Dir­schau, Schloch­au, Konitz, Zem­pel­burg, Tuchel, Schwetz)

Diö­ze­san­ar­chiv Thorn (mit Thorn, Kulm, Grau­denz, Gollub). 

Für die Nut­zung sei noch­mals an die zuvor mit­ge­teil­ten Erläu­te­run­gen zu „Metryki.GenBaza“ und „PTG“ erinnert.

Personenstandsregister:

Neben den in West­preu­ßen ver­blie­be­nen Regis­tern, die nun von den pol­ni­schen Staats­ar­chi­ven ver­wahrt wer­den, befin­det sich ein gro­ßer Bestand an west­preu­ßi­schen Per­so­nen­stands­re­gis­tern im Stan­des­amt I in Ber­lin. Hier­bei han­delt es sich um das Aus­lands­stan­des­amt der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Dort und im Lan­des­ar­chiv Ber­lin befin­den sich ein Teil der Per­so­nen­stands­re­gis­ter aus dem ehe­ma­li­gen preu­ßi­schen Pro­vin­zen jen­seits von Oder und Nei­ße aus den Jah­ren 1874–1945. Die hier auf­be­wahr­ten west­preu­ßi­schen Stan­des­amts­re­gis­ter kön­nen z.B. auch bei „Ancestry“ kos­ten­pflich­tig ein­ge­se­hen werden.

Sonstige Religionsgemeinschaften:

In West­preu­ßen gab es neben den bei­den gro­ßen Kon­fes­sio­nen natür­lich auch Juden, Men­no­ni­ten, Bap­tis­ten und Kon­fes­si­ons­lo­se. Letzt­ge­nann­te wur­den als Dis­si­den­ten in geson­der­ten staat­li­chen Ver­zeich­nis­sen geführt.

West­preu­ßi­sche men­no­ni­ti­sche Kir­chen­bü­cher aus dem Archiv der Men­no­ni­ti­schen For­schungs­stel­le kön­nen kos­ten­pflich­tig bei „Archion“ ein­ge­se­hen wer­den. Im „Gehei­men Preu­ßi­schen Staats­ar­chiv“ in Ber­lin befin­den sich wei­te­re digi­ta­li­sier­te Kir­chen­bü­cher von west­preu­ßi­schen Men­no­ni­ten­ge­mein­den aus den Krei­sen Mari­en­burg und Schwetz. Der Zugang ist hier erreichbar.

Viel­fäl­ti­ge Infor­ma­tio­nen zu Men­no­ni­ten in Preu­ßen fin­den Sie auf der von Adal­bert Goertz gegrün­de­ten Sei­te „Prus­si­an Men­no­ni­te Genea­lo­gi­cal Resour­ces“.Unab­hän­gig von allen Online-​Quellen sind per­sön­li­che Recher­chen in den Bestän­den der pol­ni­schen Staats­ar­chi­ve und des Gehei­men Staats­ar­chivs in Ber­lin vor Ort oft unaus­weich­lich not­wen­dig. Die­se Insti­tu­tio­nen besit­zen Ver­wal­tungs­ak­ten der Land­rats­äm­ter, Städ­te, Gemein­den und Dör­fer, der Gerich­te, Domä­nen­rent­äm­ter oder Katas­ter­äm­ter sowie umfang­rei­che Kar­ten­samm­lun­gen. Hier sind für die Genea­lo­gie neben den Per­so­nen­an­ga­ben in den Akten auch Dorf- und Stadt­plä­ne des 16. bis 19. Jahr­hun­derts von sehr gro­ßem Wert.

Kontributionskataster und andere staatliche Quellen

Eine zen­tra­le genea­lo­gi­sche Infor­ma­ti­ons­quel­le sind die soge­nann­ten Kon­tri­bu­ti­ons­ka­tas­ter von West­preu­ßen und dem Netz­e­di­strikt aus den Jah­ren 1772/​73 bzw. 1793. Hier­bei han­delt es sich u.a. um Lis­ten der steu­er­pflich­ti­gen Eigen­tü­mer bzw. Haus­halts­vor­stän­de für die ein­zel­nen Wohn­or­te mit Anga­ben zum Fami­li­en­stand, der Anzahl der Söh­ne und Töch­ter, der Knech­te und Mäg­de sowie des Vieh- und Landbesitzes. 

Hier­von nicht erfasst, wur­den die Orte, die vor­her zum Her­zog­tum Preu­ßen gehört hat­ten, d.h. gro­ße Tei­le der spä­te­ren west­preu­ßi­schen Krei­se Mari­en­wer­der und Rosenberg. 

Eine tabel­la­ri­sche Kurz­form hier­von stel­len die soge­nann­ten „Mar­bur­ger Abschrif­ten“ im Herder-​Institut Mar­burg dar. Die dort ent­hal­te­nen Per­so­nen­na­men kön­nen – wenn auch mit Über­tra­gungs­feh­lern behaf­tet – hier ein­ge­se­hen werden.

Der „Ver­ein für Fami­li­en­for­schung in Ost- und West­preu­ßen“ (VFFOW) hat davon eini­ge Abschrif­ten der Kon­tri­bu­ti­ons­ka­tas­ter (bzw. der preu­ßi­schen Lan­des­auf­nah­me) von 1772/​73 bzw. 1793 für Tei­le von West­preu­ßen um Dan­zig und Elb­ing ver­öf­fent­licht. Das Ange­bot fin­det sich hier.

Die noch erhal­te­nen Ori­gi­na­le befin­den sich in ers­ter Linie im Gehei­men Staats­ar­chiv Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz (GSt PK) in Ber­lin. Dort sind sie inzwi­schen digi­ta­li­siert wor­den und ste­hen hier jetzt online zur Vergügung.

Das „Gehei­me Staats­ar­chiv“ mit sei­nem gro­ßen his­to­ri­schen Lese­saal ist sicher­lich eines der schöns­ten Archi­ve mit west­preu­ßi­schen Quel­len. Hier befin­den sich vie­le genea­lo­gi­sche Quel­len abseits der Kir­chen­bü­cher, die mit der Arbeit von preu­ßi­schen Behör­den zusam­men­hän­gen. Hier­zu zäh­len bei­spiel­wei­se Unter­la­gen der Domä­nen­rent­äm­ter mit vie­len genea­lo­gi­schen Hin­wei­sen, sons­ti­ge Steu­er­ak­ten sowie Schul- und Gerichts­ak­ten. Das „Gehei­me Staats­ar­chiv“ besitzt zudem eine beacht­li­che Land­kar­ten­samm­lung. Die Archiv­da­ten­bank lässt sich hier durchsuchen.

Militärische Dokumente

Im „Gehei­men Staats­ar­chiv“ in Ber­lin (GStA PK) bil­det die bereits voll­stän­dig digi­ta­li­sier­te Offi­ziers­no­men­kla­tur eine wich­ti­ge genea­lo­gi­sche Quel­le. Sie lis­tet die Namen und Kar­rie­re­sta­tio­nen von Offi­zie­ren auf, die vor 1866 in die preu­ßi­sche Armee ein­ge­tre­ten sind.

Dar­über hin­aus befin­det sich im „Gehei­men Staats­ar­chiv“ auch ein gro­ßer Bestand von knapp 2.000 Mili­tär­kir­chen­bü­chern.

Im Staats­ar­chiv Sach­sen wer­den wei­te­re Mili­tär­kir­chen­bü­cher der ehe­mals preu­ßi­schen Armee ver­wahrt, die durch das „Reichs­sip­pen­amt“ ver­filmt wor­den waren.

Genea­lo­gisch sehr bedeut­sam sind die Ver­lust­lis­ten des 1. Welt­krie­ges. In die­sem „Crowdsourcing-​Projekt“ des „Ver­eins für Com­pu­ter­ge­nea­lo­gie“ wur­den nicht nur Gefal­le­ne, son­dern auch Ver­wun­de­te und in Gefan­gen­schaft gera­te­ne Sol­da­ten aufgelistet.

Der „Volks­bund Deut­sche Kriegs­grä­ber­für­sor­ge e.V.“ betreibt die Suche nach Namen von Gefal­le­nen des 1. und 2. Welt­krie­ges. In die­ser Samm­lung kön­nen auch die Gefal­le­nen eines ein­zel­nen Geburts­or­tes ange­zeigt werden.

Die „Bun­des­ar­chi­ve“ sind auf meh­re­re Stand­or­te ver­teilt. Hier fin­den sich neben Unter­la­gen von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen auch Akten zum Las­ten­aus­gleich und zur NS-​Vergangenheit in fol­gen­den Abteilungen:

  • Abtei­lung MA (Mili­tär­ar­chiv in Frei­burg): Unter­la­gen und Aus­künf­te über Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, begin­nend mit der Preu­ßi­schen Armee 1867 bis zur Bun­des­wehr. Der größ­te Teil der Akten der Preu­ßi­schen Armee wur­de aller­dings 1945 beim Brand des Hee­res­ar­chivs ver­nich­tet. Nähe­re Infor­ma­tio­nen fin­den sie hier.
  • Abtei­lung PA (Per­so­nen­be­zo­ge­ne Aus­künf­te in Berlin-​Reinickendorf): Unter­la­gen und Aus­künf­te über Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge u.Ä. des 1. und 2. Welt­krie­ges, die ehem. „von der Deut­sche Dienstel­le“ (WASt) ver­wal­tet wur­den. Ein Merk­blatt zu den Unter­la­gen von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen, ins­be­son­de­re aus der Zeit des 2. Welt­kriegs, fin­det sich hier.

Eine Namens­su­che in den Bestän­den der Bun­des­ar­chi­ve ermög­licht das Recherche-​Werkzeug „Inve­nio“. Hier kön­nen teil­wei­se auch bereits digi­ta­li­sier­te Unter­la­gen ein­ge­se­hen werden.

Flucht und Vertreibung, Lastenausgleich und NS-Diktatur

Unter die­ser Per­spek­ti­ve bie­tet das „Bun­des­ar­chiv“ fol­gen­de Quellen:

  • Abtei­lung Las­ten­aus­gleichs­ar­chiv in Bay­reuth : Akten zum Las­ten­aus­gleich, die die Ver­mö­gens­schä­den der Ver­trie­be­nen und Flücht­lin­ge doku­men­tie­ren, Erleb­nis­be­rich­te aus dem Jah­re 1945 (Ost-​Dokumentation), sog. Gemein­de­see­len­lis­ten und Unter­la­gen der sog. Heimatauskunftsstellen.
  • Abtei­lung BE (Bereit­stel­lung) in Berlin-​Lichterfelde: Unter­la­gen zum Deut­schen Reich, zur NS-​Diktatur und zur DDR sowie Unter­la­gen über Mit­glie­der der NSDAP (Mit­glie­der­kar­tei), deren Glie­de­run­gen und ange­schlos­se­ner Ver­bän­de (wie SA oder SS).

Eine Namens­su­che in den Bestän­den der Bun­des­ar­chi­ve ermög­licht auch hier das schon genann­te Recherche-​Werkzeug „Inve­nio“.

Einwanderung und Auswanderung

Im Zuge der Deut­schen Ost­ko­lo­ni­sa­ti­on und des Anwach­sens der Han­se­städ­te wan­der­ten im Mit­tel­al­ter und in der Frü­hen Neu­zeit immer mehr Men­schen aus dem über­völ­ker­ten Wes­ten ins „Land an der unte­ren Weich­sel“, dem spä­te­ren West­preu­ßen. Sied­ler brach­ten Steu­ern für den Deut­schen Orden oder die ihm nach­fol­gen­den Grund­her­ren. Vie­le kamen auch zu spä­te­ren Zei­ten z.B. nach Seu­chen, Hun­gers­nö­ten oder Krie­gen. So zogen nach den Nor­di­schen Krie­gen (1655–1721) sehr vie­le Sied­ler mehr­heit­lich aus dem nahen Pom­mern in das teil­wei­se ent­völ­ker­te Gebiet bei­der­seits der Weich­sel. Ande­re klei­ne Grup­pen wie die Men­no­ni­ten, die Masu­ren, die Schot­ten oder (um 1780) die Würt­tem­ber­ger brach­ten neue kul­tu­rel­le und technisch-​innovative Impul­se ins Land.

Das 19. Jahr­hun­dert wie­der­um war für vie­le West­preu­ßen das Jahr­hun­dert der Aus­wan­de­rung und des Fort­zugs in ande­re Gebie­te des dama­li­gen Deut­schen Rei­ches, wie z.B. nach Ber­lin oder in das Ruhrgebiet.

Zudem bil­de­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ein wich­ti­ges Ziel der aus West­preu­ßen aus­wan­dern­den Menschen.

Die Aus­wan­de­rer nah­men dabei auch per­so­nen­be­zo­ge­ne Doku­men­te und Foto­gra­fien von ihren in West­preu­ßen ver­blie­be­nen Eltern und Geschwis­ter mit, die sich größ­ten­teils noch heu­te in ame­ri­ka­ni­schem Fami­li­en­be­sitz befin­den. Dies ist umso wert­vol­ler, da sehr vie­le Foto­gra­fien oder Doku­men­te west­preu­ßi­scher Vor­fah­ren wäh­rend der Flucht und Ver­trei­bung ver­lo­ren gegan­gen sind.

Zudem wur­den in ame­ri­ka­ni­schen Chro­ni­ken oder Zei­tun­gen sehr vie­le Fami­li­en­ge­schich­ten und Bio­gra­phien nie­der­ge­schrie­ben bzw. ver­öf­fent­licht, die viel­fach Infor­ma­tio­nen über die west­preu­ßi­sche Her­kunft offen­ba­ren. Auch die in den USA befind­li­chen alten Grab­stei­ne ent­hal­ten wich­ti­ge Hin­wei­se auf die Auswanderer. 

Inso­fern kann ein Kon­takt zu ame­ri­ka­ni­schen Aus­wan­de­rer­fa­mi­li­en über Ancestry oder Find a gra­ve, die größ­te Samm­lung von Grab­stät­ten welt­weit, zu erstaun­li­chen fami­li­en­ge­schicht­li­chen Fun­den füh­ren. Bei „Ancestry“ und ande­ren Internet-​Portalen kön­nen über­dies auch nach ein­zel­nen Aus­wan­de­rungs­hä­fen und Auswanderer-​Schiffen recher­chiert werden.Auch das Rus­si­sche Reich gehör­te zu Zie­len west­preu­ßi­scher Aus­wan­de­rer. Auf dem siche­ren Land­weg wan­der­ten von 1789 bis 1859 rd. 6.500 Per­so­nen (dar­un­ter vie­le Men­no­ni­ten) aus Dan­zig und West­preu­ßen ins benach­bar­te Rus­si­sche Reich, vor­nehm­lich in die frucht­ba­ren Gebie­te in Wol­hy­ni­en und am Schwar­zen Meer. Bei­de Gebie­te gehö­ren heu­te zur Ukraine.

Erst seit der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit ist der Nach­weis einer Abstam­mung bzw. einer Ver­wandt­schaft auch natur­wis­sen­schaft­lich über DNA-​Tests mög­lich. Die durch Spei­chel oder Schleim­haut­ab­stri­che im Mund zu gewin­nen­den Pro­ben sind mitt­ler­wei­le zu recht erschwing­li­chen Prei­sen auf die DNA hin zu untersuchen.

Dies bedeu­tet eine wesent­li­che Erwei­te­rung der genea­lo­gi­schen For­schung. Durch die DNA-​Genealogie kann erst­mals die urkun­den­ba­sier­te Fami­li­en­for­schung über­prüft wer­den, indem bei Per­so­nen mit einem gemein­sa­men Vor­fah­ren (z.B. dem Urgroß­va­ter) eine Iden­ti­tät von Teil­ab­schnit­ten der DNA fest­ge­stellt wer­den kann. Die­se auto­so­ma­le DNA (atDNA) ermit­teln der­zeit die meis­ten Anbie­ter, von denen hier noch­mals „Ancestry“ genannt sei.

Zudem ist es mög­lich, die weit zurück­lie­gen­de Her­kunft z.B. eines Fami­li­en­na­mens zu bele­gen. So lie­ße sich bei­spiels­wei­se die Spur alt­ein­ge­ses­se­ner west­preu­ßi­scher Fami­li­en­na­men – wie z.B. Burau, Eng­ler, Frase oder Zie­buhr bis in die Her­kunfts­ge­bie­te vor der Ost­ko­lo­ni­sa­ti­on nach­wei­sen. Mög­lich wird dies durch die Ermitt­lung der DNA des Y‑Chromosoms, das nur vom Vater auf sei­ne Söh­ne wei­ter­ver­erbt wird. Die­sen Test bie­ten gegen­wär­tig nur weni­ge Anbie­ter an wie z.B. Living­DNA oder 23andMe.

Eine gute Hil­fe­stel­lung für die Iden­ti­fi­zie­rung mög­li­cher Her­kunfts­ge­bie­te des eige­nen Fami­li­en­na­mens gibt eine inter­ak­ti­ve Namens­ver­brei­tungs­kar­te von 1890, die auf der Sei­te des Ver­eins für Com­pu­ter­ge­nea­lo­gie ange­bo­ten wird. Mit Hil­fe der Kar­te kann dar­ge­stellt wer­den, wo ein bestimm­ter Fami­li­en­na­me beson­ders häu­fig auf­tritt, und dadurch las­sen sich mög­li­cher­wei­se Hin­wei­se auf des­sen Ent­ste­hungs­re­gi­on sam­meln. Sel­te­ne Namen sind dabei natur­ge­mäß im Vorteil.

Neben dem Ver­gleich der DNA auf den Inter­net­sei­ten der Test­an­bie­ter gibt es auch die Mög­lich­keit, über die eng­lisch­spra­chi­ge Sei­te „GEDmatch“ anbie­ter­un­ab­hän­gi­ge Ver­glei­che anzu­stel­len. In den USA ist die DNA-​Genealogie – im deut­li­chen Unter­schied zu Euro­pa – schon sehr weit ver­brei­tet. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den ein­zel­nen DNA-​Tests und ihren Anbie­tern fin­den sich hier.

Falls Neu­mit­glie­der Inter­es­se an der Fami­li­en­for­schung und an West­preu­ßen haben, bie­tet die West­preu­ßi­sche Gesell­schaft 2021 einen beson­de­ren Ser­vice an:

Sen­den Sie uns z.B. Fra­gen zu ein bis max. zwei gesuch­ten Per­so­nen. Sie erhal­ten inner­halb eines Monats eine Ant­wort mit Recherche-​Tipps und wenn mög­lich sogar mit Recherche-​Ergebnissen. Hier­bei wer­den bekann­te Online-​Archive, Daten­ban­ken und Print­me­di­en aus­ge­wer­tet und dabei auch eige­ne Samm­lun­gen und bezahl­pflich­ti­ge Inter­net­sei­ten einbezogen.

Neben dem Mit­glieds­nach­weis sind dazu der Vor- und Nach­na­me der gesuch­ten Per­son, deren Reli­gi­on sowie der Her­kunfts­ort und ‑kreis erfor­der­lich. Frei­lich sind alle wei­te­ren per­sön­li­chen Daten und Infor­ma­tio­nen eben­falls willkommen.Die Nach­richt kön­nen Sie in deut­scher oder eng­li­scher Spra­che an fol­gen­de E‑Mail sen­den: genealogie@​westpreussische-​gesellschaft.​eu.