Durch das kon­ti­nu­ier­li­che Anwach­sen der Bevöl­ke­rung im 19. Jahr­hun­dert erwie­sen sich die Flä­chen der west­preu­ßi­schen Krei­se des Öfte­ren als zu aus­ge­dehnt. Vor die­sem Hin­ter­grund wur­de am 1. Okto­ber 1887 aus Tei­len der Krei­se Grau­denz, Kulm, Stras­burg und Thorn der neue Kreis Brie­sen gebil­det. Er umfass­te die Städ­te Brie­sen und Gollub. Das Land­rats­amt befand sich in der Stadt Brie­sen (Wikipedia-​Eintrag „Wąbrzeź­no“).

Der Kreis grenz­te im Wes­ten an die Krei­se Kulm und Thorn, im Nor­den an den Kreis Grau­denz, im Osten an den Kreis Stras­burg und – als Grenz­kreis – im Süden an das zu Russ­land gehö­ren­de Kongresspolen.

Am 18. Okto­ber 1891 wur­de ein Gebiets­teil des Forst­guts­be­zirks Gollub im Kreis Stras­burg in den Gemein­de­be­zirk Lob­do­wo im Kreis Brie­sen eingegliedert.

Eine dif­fe­ren­zier­te Über­sicht über die Städ­te, Land­ge­mein­den und Guts­be­zir­ke des Krei­ses bie­tet der Aus­zug aus dem „Gemein­de­le­xi­kon für die Pro­vinz West­preu­ßen. Auf Grund der Mate­ria­li­en der Volks­zäh­lung vom 2. Dezem­ber 1895 und ande­rer amt­li­cher Quel­len“, Ber­lin 1898, S. 102–109: Der Kreis Briesen 

Am 16. Dezem­ber 1896 wur­de ein Gebiets­teil des Guts­be­zirks Rich­nau im Kreis Brie­sen mit dem Guts­be­zirk Gro­no­wo im Kreis Thorn vereinigt.

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Auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags muss­te das Kreis­ge­biet am 10. Janu­ar 1920 an Polen abge­tre­ten wer­den. Der Kreis, der dabei die Gemein­den Ham­mer, Kament­dorf und Gohl­au an den Kreis Stras­burg (Brod­ni­ca) abgab, bestand als „Powi­at Wąbrze­ski“ wei­ter­hin fort.


Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges und der Beset­zung Polens wur­de der Land­kreis Wąbrzeź­no unter sei­nem frü­he­ren deut­schen Namen dem Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der ein­ge­glie­dert, der sei­ner­seits dem am 26. Okto­ber 1939 ein­ge­rich­te­ten „Reichs­gau Dan­zig“ ange­hör­te. Der „Reichs­gau“ erhielt kurz danach, am 2. Novem­ber, sei­nen end­gül­ti­gen Namen: „Reichs­gau Danzig-​Westpreußen“ (Ein­trag zum „Reichs­gau“ im OME-​Lexikon). Auch der Kreis Brie­sen wur­de zum 26. Novem­ber 1939 als Reichs­ge­biet dekla­riert; und die Städ­te Brie­sen, Gollub und Schön­see wur­den der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Der Bür­ger­meis­ter der Stadt Gollub ver­wal­te­te zudem den Amts­be­zirk Dobrzyn des benach­bar­ten Land­krei­ses Rip­pin mit: Die Stadt Dobrzyn liegt Gollub am ande­ren – bis zum Ende des Ers­ten Welt­krie­ges zu Russ­land gehö­ren­den – Ufer der Dre­wenz unmit­tel­bar gegen­über (und bei­de Tei­le sind inzwi­schen längst zur Stadt Golub-​Dobrzyń zusam­men­ge­wach­sen). Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken zusam­men­ge­fasst. Guts­be­zir­ke gab es nicht mehr.

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Brie­sen im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben. 

Die ver­wal­tungs­ge­schicht­li­chen Ver­än­de­run­gen, die den Kreis Brie­sen in den ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­pha­sen ab 1887 betrof­fen haben, kön­nen im Gesamt­zu­sam­men­hang mit der unte­ren Weichsel-​Region nach­voll­zo­gen wer­den auf der von Walt­her Hub­atsch ent­wor­fe­nen Kar­te „Ver­wal­tungs­ein­tei­lung von Ost- und West­preu­ßen. 1815–1945“ aus dem Jah­re 1975.

Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945
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