Das Gebiet des Kreises Löbau kam durch die erste Teilung Polens 1772 zu Preußen und gehörte bis 1818 zum Kreis Michelau, den ein Ausschnitt aus Max Töppens Geschichtskarte von 1858 zeigt und der noch die Gebiete der beiden nachmaligen Kreise Löbau und Straburg umfasste.
In der Napoleonischen Zeit ab 1807 dem Herzogtum Warschau zugeordnet, erhielt Preußen den Kreis 1815, im Zuge des Wiener Kongresses, wieder zurück. Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform wurde der Kreis Michelau zum 1. April 1818 in die Kreise Löbau und Strasburg geteilt. Der Kreis Löbau umfasste die Städte Löbau, Kauernik und Neumark, die Domänenämter Brattian, Löbau und Lonkorrek sowie 65 adlige Güter. Das Landratsamt befand sich nicht in Löbau (Wikipedia-Eintrag „Lubawa“), sondern in der Stadt Neumark (Wikipedia-Eintrag „Nowe Miaso Lubawskie“).
Der Kreis Löbau grenzte im Westen an den Kreis Graudenz, im Norden an den Kreis Rosenberg, im Osten an die Provinz Ostpreußen und im Süden an den Kreis Strasburg.
Am 30. August bzw. 7. September 1892 wurde der forstfiskalische Anteil am Schwarzenauer See, einschließlich der innerhalb desselben liegenden beiden Inseln, vom Gutsbezirk der Oberförsterei Lonkorsz im Kreis Löbau abgetrennt und mit dem Gutsbezirk Traupel im Kreis Rosenberg vereinigt.
Eine differenzierte Übersicht über die Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke des Kreises bietet der Auszug aus dem „Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen“, Berlin 1898, S. 46–55: Der Kreis Löbau
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet am 10. Januar 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. In Polen gab das Kreisgebiet die Gemeinde Szichen an den Kreis Strasburg ab, wurde um die Gemeinden Boleschin vom Kreis Strasburg und Klein Nappern vom Kreis Osterode erweitert und bestand als „Powiat lubawski“ fort.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Polens wurde der Landkreis Lubawa unter seinem früheren deutschen Namen dem Regierungsbezirk Marienwerder eingegliedert, der seinerseits dem am 26. Oktober 1939 eingerichteten „Reichsgau Danzig“ angehörte. Der „Reichsgau“ erhielt kurz danach, am 2. November, seinen endgültigen Namen: „Reichsgau Danzig-Westpreußen“ (Eintrag zum „Reichsgau“ im OME-Lexikon). Der Landkreis Löbau wurde dem Regierungsbezirk Marienwerder zugeordnet. Die Städte Löbau (Westpr.) und Neumark (Westpr.) wurden der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, die die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Gutsbezirke gab es nicht mehr.
Am 25. Januar 1940 wurde der Landkreis – dem Verwaltungssitz entsprechend – in „Kreis Neumark“ umbenannt. Seit dem 25. Juni 1942 schließlich trug der Landkreis den Namen „Neumark (Westpr.)“.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Kreis Neumark im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wieder Teil Polens. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit allermeist aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Die verwaltungsgeschichtlichen Veränderungen, die den Kreis Löbau in den verschiedenen historischen Entwicklungsphasen ab 1815 betroffen haben, können im Gesamtzusammenhang mit der unteren Weichsel-Region nachvollzogen werden auf der von Walther Hubatsch entworfenen Karte „Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945“ aus dem Jahre 1975.