Westpreußen-Kongress
22.–24. September 2023
Johann Amos Comenius im Land an der unteren Weichsel – Interkulturelle Spuren eines universellen Gelehrten, Theologen und Pädagogen
Der Kongress soll in Warendorf stattfinden. Eine Förderung durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat wird zur gegebenen Zeit beantragt.
Das genauere Programm und die Einladung werden möglichst frühzeitig an dieser Stelle zugänglich gemacht.
Westpreußen-Kongress 2023
Thematischer Aufriss
Johann Amos Comenius im Land an der unteren Weichsel:
Interkulturelle Spuren eines universellen Gelehrten, Theologen und Pädagogen
Zwischen 1642 und 1648 lebte Johann Amos Comenius (1592–1670) in der – zu dieser Zeit von Schweden besetzten – Hafenstadt Elbing. Hier traf er auf ein blühendes geistiges Leben: Man pflegte den Austausch nach Danzig und Dänemark wie auch nach Königsberg und Riga, aber auch bis England, Schottland und in die Schweiz. In dieser offenen geistigen Konstellation gewann der polnische König Comenius für das Projekt, ein Gespräch zwischen Katholiken, Lutheranern und Reformierten vorzubereiten und zu begleiten, das dann auch vom 28. August bis zum 22. November 1645 als „Colloquium Charitativum“ in Thorn stattfand. Überdies sind mit der Elbinger Zeit des Comenius die Vorbereitungen und ersten Arbeiten an seinem imposanten Hauptwerk verbunden: der „Allgemeinen Beratung über die Verbesserung der menschlichen Angelegenheiten“ (De rerum humanarum emendatione consultatio catholica).
Die Anwesenheit und das Wirken des Johann Amos Comenius im Land an der unteren Weichsel lassen es als lohnend erscheinen, innerhalb einer Tagung die interkulturellen Verflechtungen der Nationen und die Beziehungen zwischen den Konfessionen in dieser geschichtlichen Phase eingehender zu erschließen. Dabei verbindet sich mit diesen historischen Spuren, die der große Humanist in den späterhin westpreußischen Städten Elbing und Thorn hinterlassen hat, die Bedeutung, die ihm bis heute im allgemeinen Diskurs in Deutschland wie in Polen – sowie im gesamteuropäischen Kontext – zugemessen wird. Diese lässt sich durch folgende (und für die Tagung leitende) Fragestellungen umreißen:
- In welchem Maße können aus dem kosmopolitischen Lebenskonzept und dem offenen, von jeglicher Diskriminierung weit entfernten Denken des Comenius Leitlinien für ein friedfertiges Zusammenleben der Menschen und Völker gewonnen werden?
- Unter welchen Bedingungen könnten die Ideen eines strikten Ökumenismus wirksam werden? Dabei würde vor allem auch die Position der christlichen – und insbesondere der protestantischen – Kirchen in Polen zu berücksichtigen sein.
- Welchen Rang billigen die Leistungsgesellschaften der Gegenwart dem humanistischen Menschenbild des bis heute normsetzenden Pädagogen Comenius zu?
Diese Skizze dürfte hinlänglich belegen, dass sich die Ausschau nach den interkulturellen Spuren des universellen Gelehrten, Theologen und Pädagogen Comenius in doppelter Hinsicht für einen verständigungspolitischen Dialog zwischen Deutschen und Polen fruchtbar machen lässt: sowohl für die Kenntnis der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte als auch mit Blick auf Impulse für die jeweilige sozialethische Orientierung der Zivilgesellschaften beider heutigen Nationen.
Stand: 27. Januar 2023