Das 1772 an Preußen gekommene Gebiet des „Königlichen Preußen“ wurde zunächst in sieben umfangreichere Kreise aufgegliedert (Tableau der Karte von Preußen, Ausschnitt aus dem „Tableau zur Zusammensetzung der Karte von Preußen“ aus dem von Schmettauschen Kartenwerk (1767–1787) – Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz). Der dabei gebildete Kreis Conitz (Ausschnitt aus Max Töppens Geschichtskarte „Preussen von der Ersten Theilung Polens bis zum Tilsiter Frieden“ aus seinem „Atlas zur historisch-comparativen Geographie von Preussen“, Gotha 1858) umfasste bis 1818 den gesamten südlichen Teil von Pommerellen.
Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum neuen Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform im Regierungsbezirk Marienwerder wurde zum 1. April 1818 aus dem Gebiet des alten Kreises Konitz drei Kreise gebildet: der Kreis Schlochau, der Kreis Schwetz und der jetzt deutlich kleinere Kreis Konitz. Dieser umfasste nun die Städte Konitz und Tuchel, das Amt Tuchel, einen Teil des Amtes Friedrichsbruch und 159 adlige Güter. Sitz des Landratsamtes war die Stadt Konitz (Wikipedia-Eintrag „Chojnice“).
Der Kreis Konitz grenzte im Westen an den Kreis Schlochau, im Norden an den pommerschen Kreis Bütow und den Kreis Berent, im Westen bzw. Südwesten an die Kreise Pr. Stargard und Schwetz sowie im Süden an den Kreis Bromberg (Provinz Posen) und den Kreis Flatow.
Das kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erforderte eine Kreisreform in Westpreußen. So entstand 1875 der neue Kreis Tuchel, an den der Kreis Konitz seinen südöstlichen Teil mit der Stadt Tuchel abgab.
Zum 1. April 1882 wurden die Landgemeinden Gotthelp (Gotthelf) und Pustki aus dem Kreis Preußisch Stargard in den Kreis Konitz umgegliedert.
Eine differenzierte Übersicht über die Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke des Kreises bietet der Auszug aus dem „Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen“, Berlin 1898, S. 46–55: Der Kreis Konitz
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste der Kreis Konitz am 10. Januar 1920 an Polen abgetreten werden. Im Deutschen Reich verblieben einerseits zwei kleine Exklaven des Kreises Konitz mit den Gutsbezirken Klein Jenznick und Mankau sowie Platendienst, die am 1. Dezember 1919 in den Kreis Schlochau umgegliedert wurden. Andererseits erhielt der Kreis die nordöstlichen Gebiete des Kreises Schlochau. In Polen bestand das Kreisgebiet als „Powiat Chojnicki“ fort.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Polens wurde der Landkreis Chojnice unter seinem früheren deutschen Namen dem „Regierungsbezirks Marienwerder“ eingegliedert, der seinerseits dem am 26. Oktober 1939 eingerichteten „Reichsgau Danzig“ angehörte. Der „Reichsgau“ erhielt kurz danach, am 2. November, seinen endgültigen Namen: „Reichsgau Danzig-Westpreußen“ (Eintrag zum „Reichsgau“ im OME-Lexikon). Auch der Kreis Konitz wurde zum 26. November 1939 als Reichsgebiet deklariert; und die Städte Konitz und Czersk (aufgrund einer Anordnung vom 25. Juni 1942 umbenannt in Heiderode) wurden der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, die die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Gutsbezirke gab es nicht mehr. – Zuletzt wurde noch am 1. April 1944 den elf Gemeinden in der „Koschneiderei“ (Amtsbezirk Osterwick) die Deutsche Gemeindeordnung verliehen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Kreis Konitz im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wieder Teil Polens. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit allermeist aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Die verwaltungsgeschichtlichen Veränderungen, die den Kreis Konitz in den verschiedenen historischen Entwicklungsphasen ab 1815 betroffen haben, können im Gesamtzusammenhang mit der unteren Weichsel-Region nachvollzogen werden auf der von Walther Hubatsch entworfenen Karte „Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945“ aus dem Jahre 1975.