Durch das ste­ti­ge Anwach­sen der Bevöl­ke­rung im 19. Jahr­hun­dert erwie­sen sich meh­re­re Krei­se in West­preu­ßen als zu umfang­reich, und eine Ver­klei­ne­rung erschien erfor­der­lich. Vor die­sem Hin­ter­grund ent­stand 1875 aus Tei­len des Krei­ses Konitz der neue Kreis Tuchel. Das Land­rats­amt wur­de in der Stadt Tuchel ein­ge­rich­tet (Wikipedia-​​Eintrag „Tucho­la“).

Der Kreis Tuchel grenz­te im Wes­ten an den Kreis Fla­tow, im Nor­den an den Kreis Konitz, im Osten an die Krei­se Pr. Star­gard und Schwetz sowie im Süden an den Kreis Brom­berg (Pro­vinz Posen).

Eine dif­fe­ren­zier­te Über­sicht über die Städ­te, Land­ge­mein­den und Guts­be­zir­ke des Krei­ses bie­tet der Aus­zug aus dem „Gemein­de­le­xi­kon für die Pro­vinz West­preu­ßen. Auf Grund der Mate­ria­li­en der Volks­zäh­lung vom 2. Dezem­ber 1895 und ande­rer amt­li­cher Quel­len“, Ber­lin 1898, S. 144–149: Der Kreis Tuchel

Am 28. Novem­ber 1898 wur­de ein Gebiets­teil des Guts­be­zirks Mlinsk im Kreis Pr. Star­gard in den Gemein­de­be­zirk Groß­schlie­witz im Kreis Tuchel eingegliedert.

Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags muss­te der Kreis Tuchel am 10. Janu­ar 1920 vom Deut­schen Reich abge­tre­ten wer­den. Der Kreis, der die Gemein­de Res­min an den neu gebil­de­ten Kreis Sępo­leń­ski (Zem­pel­burg) abgab und um den west­li­chen Teil des Krei­ses Schwetz (Świecki) erwei­tert wur­de, bestand als „Powi­at Tuchol­ski“ fort.


Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges und der Beset­zung Polens wur­de der Land­kreis Tucho­la unter sei­nem frü­he­ren deut­schen Namen dem neu ein­ge­rich­te­ten „Regie­rungs­be­zirk Brom­berg“ ein­ge­glie­dert, der sei­ner­seits dem am 26. Okto­ber 1939 ein­ge­rich­te­ten „Reichs­gau Dan­zig“ ange­hör­te. Der „Reichs­gau“ erhielt kurz danach, am 2. Novem­ber, sei­nen end­gül­ti­gen Namen: „Reichs­gau Danzig-​​Westpreußen“ (Ein­trag zum „Reichs­gau“ im OME-​​Lexikon). Auch der Kreis Tuchel wur­de zum 26. Novem­ber 1939 als Reichs­ge­biet dekla­riert; und die Stadt Tuchel wur­de der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken zusam­men­ge­fasst. Guts­be­zir­ke gab es nicht mehr. 

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Tuchel im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben. 

Die ver­wal­tungs­ge­schicht­li­chen Ver­än­de­run­gen, die den Kreis Tuchel in den ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­pha­sen seit 1875 betrof­fen haben, kön­nen im Gesamt­zu­sam­men­hang mit der unte­ren Weichsel-​​Region nach­voll­zo­gen wer­den auf der von Walt­her Hub­atsch ent­wor­fe­nen Kar­te „Ver­wal­tungs­ein­tei­lung von Ost- und West­preu­ßen. 1815–1945“ aus dem Jah­re 1975.

Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Herder-​​Instituts Marburg