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Der Beginn der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung
Eine Erinnerung an Kurt von Rümker
Am 6. und 7. Mai veranstaltete die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ) gemeinsam mit dem Julius Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, die „6. Quedlinburger Pflanzenzüchtungstage“. In diesem Rahmen wurden die „19. Kurt von Rümker-Vorträge“ gehalten, zu denen die GPZ nach einem vorherigen Bewerbungsverfahren sieben junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen hatte. Aus diesem Feld wiederum wählte eine Jury Philipp Boeven, einen Absolventen der Universität Hohenheim, aus, der daraufhin mit dem 1985 gestifteten „Kurt von Rümker-Preis“ ausgezeichnet wurde.
Wenn eine Persönlichkeit in einem bedeutenden Forschungsgebiet derart prononciert geehrt wird, sollte es sich auch der Westpreuße nicht nehmen lassen, an Kurt von Rümker zu erinnern, der vor 160 Jahren, am 23. Juli 1859, als Sohn eines Rittergutsbesitzers in Heiligenbrunn bei Danzig geboren wurde. Nachdem er in Danzig das Abitur abgelegt und eine fachliche Grundausbildung absolviert hatte, studierte er für drei Semester Landwirtschaft in Halle (Saale) und Bonn und leistete seinen Militärdienst 1882/83 als Einjährig-Freiwilliger beim 1. Leibhusarenregiment in Langfuhr ab.
Nach Zwischenstationen auf den väterlichen Gütern und an anderen Ausbildungsstätten kehrte er 1886 zum Studium der Landwirtschaft nach Halle (Saale) zurück und promovierte dort 1888. Nur ein Jahr später habilitierte er sich – nunmehr in Göttingen – mit seiner Anleitung zur Getreidezüchtung auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Sein erstes Göttinger Kolleg hielt er über „Rassenzüchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen“ – und dies war zugleich die erste Vorlesung, die jemals an einer deutschen Universität diesem Thema gewidmet wurde.
Seinen Ruf als Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung in Deutschland festigte Kurt von Rümker durch seine Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Breslauer Universität (als Ordinarius seit 1896) sowie (seit 1912) an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Überdies veröffentlichte er ein umfangreiches wissenschaftliches Œuvre, das 300 Einzeltitel umfasst. – Als 1919 allerdings ein ihm zugesagtes Versuchsfeld nicht eingerichtet wurde, quittierte er, mit immerhin 60 Jahren, seinen Dienst, pachtete ein Rittergut bei Halberstadt und betrieb dort eine eigene Getreidezucht. Erst 1931 kehrte er nach Berlin zurück, wo er 1940 verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er schließlich in Danzig.
Erik Fischer