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Kreis Strasburg (Reg.-Bezirk Marienwerder)
Das Gebiet des Kreises Strasburg kam durch die erste Teilung Polens 1772 zu Preußen, wurde während der Napoleonischen Zeit zwischen 1807 und 1815 zu einem Teil des polnischen Vasallen-Staates „Herzogtum Warschau“ und gelangte nach der Restauration Preußens zum Kreis Michelau, den ein Ausschnitt aus Max Töppens Geschichtskarte von 1858 zeigt und der noch die Gebiete der beiden nachmaligen Kreise Löbau und Straburg umfasste.
In der Napoleonischen Zeit ab 1807 dem Herzogtum Warschau zugeordnet, erhielt Preußen den Kreis im Zuge des Wiener Kongresses zurück. Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform im Regierungsbezirk Marienwerder wurde der Kreis Michelau zum 1. April 1818 in die Kreise Löbau und Strasburg geteilt. Der Kreis Strasburg umfasste die Städte Gollub, Gorzno, Lautenburg, die Intendanturen Gollub und Lautenburg und Strasburg, das Domänenamt Strasburg sowie 92 adlige Güter. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Strasburg (Wikipedia-Eintrag „Brodnica“).
Der Kreis Strasburg grenzte im Westen an die Kreise Thorn und Kulm – bzw. stattdessen seit 1887 an den Kreis Briesen – sowie den Kreis Graudenz, im Norden an den Kreis Löbau, im Osten an den ostpreußischen Regierungsbezirk Königsberg und im Süden an Kongresspolen, das zum Russischen Kaiserreich gehörte.
Durch das stetige Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwiesen sich die Kreise in Westpreußen meist als zu groß, eine Verkleinerung schien erforderlich. Im Zuge dieser Entwicklung entstand am 1. Oktober 1887 der neue Kreis Briesen, an den der Kreis Strasburg einen Teil seines westlich gelegenen Kreisgebietes mit der Stadt Gollub abtrat.
Am 18. Oktober 1891 wurde ein Gebietsteil des Forstgutsbezirks Gollub im Kreis Strasburg in den Gemeindebezirk Lobdowo im Kreis Briesen eingegliedert.
Eine differenzierte Übersicht über die Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke des Kreises bietet der Auszug aus dem „Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen“, Berlin 1898, S. 46–55: Der Kreis Strasburg
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet am 10. Januar 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. In Polen wurde das Kreisgebiet um die Gemeinden Hammer, Kamentdorf und Gohlau des Kreises Briesen sowie die Gemeinden Szichen vom Kreis Löbau und Buchwalde vom Kreis Graudenz erweitert und bestand als „Powiat brodnicki“ fort.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Polens wurde der Landkreis Brodnica unter seinem früheren deutschen Namen dem Regierungsbezirk Marienwerder eingegliedert, der seinerseits dem am 26. Oktober 1939 eingerichteten „Reichsgau Danzig“ angehörte. Der „Reichsgau“ erhielt kurz danach, am 2. November, seinen endgültigen Namen: „Reichsgau Danzig-Westpreußen“ (Eintrag zum „Reichsgau“ im OME-Lexikon). Der Landkreis Strasburg i. Westpr. – seit 1942 „Landkreis Strasburg (Westpr.)“ – wurde dem Regierungsbezirk Marienwerder zugeordnet. Die Städte Gorzno (umbenannt in Görzberg), Goßlershausen, Lautenburg und Stasburg wurden der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, die die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Gutsbezirke gab es nicht mehr.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Kreis Strasburg im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wieder Teil Polens. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit allermeist aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Die verwaltungsgeschichtlichen Veränderungen, die den Kreis Strasburg in den verschiedenen historischen Entwicklungsphasen ab 1815 betroffen haben, können im Gesamtzusammenhang mit der unteren Weichsel-Region nachvollzogen werden auf der von Walther Hubatsch entworfenen Karte „Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945“ aus dem Jahre 1975.