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Der Kreis Karthaus (Reg.-Bezirk Danzig)
Das spätere Kreisgebiet gehörte in der Provinz Westpreußen zunächst im Norden – bis zur Höhe oberhalb von Mirchau – zum Kreis Dirschau und im Süden – bis zur Höhe oberhalb von Berent – zum Kreis Stargard. Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum Regierungsbezirk Danzig. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform wurde zum 1. April 1818 aus den genannten Teilen der neue Kreis Carthaus gebildet. Er umfasste die Intendanturämter Carthaus und Mirchau sowie eine größere Zahl adliger Güter.
Ein Landratsamt gab es zunächst nicht. Ein kreiseingesessener Gutsbesitzer führte die Geschäfte nebenamtlich von seinem Gut aus. Der erste Landrat war der Justizrat und frühere Danziger Senator Karl Michael von Groddeck auf Fitschkau. Es gab auch keine Unterkunft für den Kreissekretär, und auch der Kreisbote sowie die zwei Gendarmen wohnten nicht vor Ort. Später wurde Carthaus zum festen Sitz des Landratsamts (Wikipedia-Eintrag „Kartuzy“). – Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich die zuvor parallel verwendete Schreibweise Karthaus nicht nur für den Kreis, sondern auch für die Gemeinde allgemein durch. (Stadtrechte erhielt Karthaus erst nach dem Ende der Provinz Westpreußen, im Jahre 1923. Zu dieser Zeit hieß der Ort bereits Kartuzy.)
Der Kreis grenzte im Westen an Pommern, im Norden an den Kreis Neustadt, im Osten an den Kreis Danzig-Land bzw. – ab 1887 – Danziger Höhe und im Süden an den Kreis Berent.
Eine differenzierte Übersicht über die Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke des Kreises bietet der Auszug aus dem „Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen“, Berlin 1898, S. 46–55: Der Kreis Karthaus
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste der Kreis Karthaus am 10. Januar 1920 vom Deutschen Reich abgetreten werden. Der größte Teil des Kreisgebietes fiel an Polen und bestand als „Powiat Kartuski“ weiter in der neuen Woiwodschaft Pommerellen. Mehrere Gemeinden im Osten des Kreisgebietes fielen an die Freie Stadt Danzig und wurden dort dem Kreis Danziger Höhe zugeordnet. Am 30. November 1920 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen Polen und dem Deutschen Reich. Die Ortschaften Zukowken und Mühlchen kamen zum Kreis Bütow, während die Ortschaften Pommersch Prondzonka, Althütte bei Buchwalde und Schellews aus dem Kreis Bütow nach Polen wechselten. (Dies bedeutete für den Kreis Bütow eine Gebietsabtretung von 8,36 km² an Polen bei einem gleichzeitigen Zugewinn von 15,35 km².)
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Besetzung Polens wurde der Landkreis Kartuzy unter seinem früheren deutschen Namen dem „Regierungsbezirks Danzig“ eingegliedert, der seinerseits dem am 26. Oktober 1939 eingerichteten „Reichsgau Danzig“ angehörte. Der „Reichsgau“ erhielt kurz danach, am 2. November, seinen endgültigen Namen: „Reichsgau Danzig-Westpreußen“ (Eintrag zum „Reichsgau“ im OME-Lexikon). Auch der Kreis Karthaus wurde zum 26. November 1939 als Reichsgebiet deklariert; und die Kreisstadt wurde der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, die die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Gutsbezirke gab es nicht mehr.
Seit dem 25. Juni 1942 trug der Landkreis den Namen „Karthaus (Westpr.)“.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Kreis im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wieder Teil Polens. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit allermeist aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Die verwaltungsgeschichtlichen Veränderungen, die den Kreis Karthaus in den verschiedenen historischen Entwicklungsphasen seit 1818 betroffen haben, können im Gesamtzusammenhang mit der unteren Weichsel-Region nachvollzogen werden auf der von Walther Hubatsch entworfenen Karte „Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945“ aus dem Jahre 1975.