Karten-Portale
Karten bilden in der historischen Forschung allgemein – und in der Familienforschung im besonderen – ein wertvolles Hilfsmittel.
Neben den großen Kartenportalen mit Luftbildansichten wie Google-Maps oder Wikimapia gibt es auch diverse Kartenportale mit historischen westpreußischen Karten.
Hierzu zählt das Virtuelle Kartenforum 2.0 der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB). Hier können historische Karten, wie z.B. Stadtpläne, Messtischblätter (1:25.000) und Generalstabskarten (1:100.000) des ehemaligen Deutschen Reiches angesehen werden. Hierbei ist eine Überlagerung in individuellen Transparenz-Graden mit aktuellen OpenStreetMap-Karten möglich, so dass die heutige Situation mit der historischen verglichen werden kann.
Auf der Seite von Susudata lassen sich Messtischblätter mit aktuellen Luftbildern stufenlos transparent überlagern.
Eine übersichtliche polnische Seite mit allen Messtischblättern von Westpreußen und den angrenzenden ehemals deutschen Gebieten bietet das Kartenarchiv Mapster. Zudem lassen sich dort Scans von vielen anderen deutschen und polnischen Kartenwerken entdecken.
Eine Fülle an Informationen gibt es auch im polnischen Landesgeoportal mit aktuellen topografischen und thematischen Karten, Katasterplänen und Luftbildern. Hier lassen sich z.B. alte Grundstücke rekonstruieren, da sich die Grenzen der bebauten Grundstücke und Äcker im ländlichen Raum oft nicht verändert haben. Auch kann durch entsprechende Friedhofs-Signaturen in der Karte die Lage von alten (evangelischen) Friedhöfen lokalisiert werden. Sie sind sonst vor Ort durch hohen Baumbewuchs und vielerorts beseitigte Grabsteine in der Regel schlecht auffindbar. (Durch ein Drehen des Mausrades lassen sich die Maßstäbe der topografischen Karten übrigens leicht verändern.)
Leider ist das Geoportal – obwohl die deutsche Sprache gewählt werden kann – nur unzureichend übersetzt und deshalb nicht leicht zu handhaben.
In den Jahren 1796 bis 1802 wurden im Rahmen der Schrötterschen Landesaufnahme in Ost- und Westpreußen sowie dem Netzedistrikt die ersten exakten, trigonometrisch aufgenommenen Karten angefertigt. Sie dienten steuerlichen und militärischen Zwecken und wurden zunächst nur im Maßstab 1:150.000 als Kupferstiche in Schwarz-Weiß gedruckt.
Die viel detaillierteren Handzeichnungen, farbig und im Maßstab 1:50.000 existieren nur als Unikate in der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Diese Handzeichnungen waren durch die deutsche Teilung lange Zeit aus dem Blickfeld der Forschung geraten. Sie zeichnen sich insbesondere durch Ihre Schönheit und Detailtreue aus und zeigen neben einzelnen Häusern und Wegen die Anzahl der Haushalte (Feuerstellen) sowie den Besitzer der einzelnen Ortschaften, differenziert nach königlichem und adeligem bzw. – wesentlich seltener – nach städtischem bzw. kirchlichem Besitz an. Insbesondere zu den königlichen Dörfern und Wohnplätzen finden sich im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und in den polnischen Staatsarchiven nähere Angaben (z.B. in den Akten der Domänenrentämter).
Die Handzeichnungen können bei der Staatsbibliothek als hochauflösende Scans für derzeit € 15,– pro Kartenblatt plus Versandgebühren bestellt werden. Sie bieten im Zusammenhang mit den etwas älteren Kontributionskatastern ein einmaliges Siedlungs- und Bevölkerungsbild von Westpreußen am Ende des 18. Jahrhunderts.Die Signaturen der Karten lauten: SBB III C Kart. N 1020 – Blatt […]. Die Angabe der Blattnummer lassen sich auch der Übersicht über die Kartenblätter der Schrötterschen Landesaufnahme entnehmen, die hier auf dieser Internetseite gezeigt wird.