Heimatkreis Neustadt in Wpr.

Im Jah­re 1920 war aus dem öst­li­chen Teil des Krei­ses Fla­tow, der nach den Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­tra­ges an Polen abge­tre­ten wer­den muss­te, der „Powi­at sępo­leń­ski“ gebil­det wor­den. Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges wur­de im besetz­ten Polen bei der Ein­rich­tung des „Reichs­gaus Danzig-​​Westpreußen“ die­ser Kreis unver­än­dert über­nom­men und als „Kreis Zem­pel­burg“ dem neu ein­ge­rich­te­ten Regie­rungs­be­zirk Brom­berg zuge­wie­sen. Dabei wur­den die Städ­te Kamin (West­pr.), Vands­burg und Zem­pel­burg der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken zusam­men­ge­fasst. Das Land­rats­amt befand sich wei­ter­hin in der Stadt, die nun wie­der Zem­pel­burg hieß.

Kreis Zempelburg 1942
Zusam­men­druck 1941 aus er Über­sichts­kar­te von Mit­tel­eu­ro­pa 1 : 300 000. Berich­tigt 1942. Hrsg. vom Reichs­amt für Lan­des­auf­nah­me, Ber­lin (Aus­schnitt). – Rech­te­inha­be­rin: West­preu­ßi­sche Gesellschaft

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Zem­pel­burg im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und danach wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben.

Die einzelnen Kreise der Provinz

Die Infor­ma­tio­nen und Doku­men­te zu den ein­zel­nen Krei­sen sind erreichbar:

über diese Karte

BERENT (Reg.-Bez. Danzig)

BRIESEN (Reg.-Bez. Marienwerder)

DANZIG-​​Stadt (Reg.-Bez. Danzig)

DANZIG-​​Land (Reg.-Bez. Danzig)

  • DANZIGER HÖHE (Reg.-Bez. Danzig)
  • DANZIGER NIEDERUNG (Reg.-Bez. Danzig)

DEUTSCH KRONE (Reg.-Bez. Marienwerder)

DIRSCHAU (Reg.-Bez. Danzig)

ELBING-​​Land und ‑Stadt (Reg.-Bez. Danzig)

FLATOW (Reg.-Bez. Marienwerder)

GRAUDENZ-​​Land und ‑Stadt (Reg.-Bez. Marienwerder)

KARTHAUS (Reg.-Bez. Danzig)

KONITZ (Reg.-Bez. Marienwerder)

KULM (Reg.-Bez. Marienwerder)

LÖBAU (Reg.-Bez. Marienwerder)

MARIENBURG (Reg.-Bez. Danzig)

MARIENWERDER (Reg.-Bez. Marienwerder)

NEUSTADT IN WPR. (Reg.-Bez. Danzig)

PREUSSISCH STARGARD (Reg.-Bez. Danzig)

PUTZIG (Reg.-Bez. Danzig)

ROSENBERG (Reg.-Bez. Marienwerder)

SCHLOCHAU (Reg.-Bez. Marienwerder)

SCHWETZ (Reg.-Bez. Marienwerder)

STRASBURG (Reg.-Bez. Marienwerder)

STUHM (Reg.-Bez. Marienwerder)

THORN-​​Land und ‑Stadt (Reg.-Bez. Marienwerder)

TUCHEL (Reg.-Bez. Marienwerder)


Die ab 1920 ein­ge­rich­te­ten Krei­se wer­den unter der Rubrik „Die Zeit von 1920 bis 1945“ dar­ge­stellt.

Der Kreis Dirschau (Reg.-Bez. Danzig)

Das 1772 an Preu­ßen gekom­me­ne Gebiet des „König­li­chen Preu­ßen“ wur­de zunächst in sie­ben umfang­rei­che­re Krei­se auf­ge­glie­dert (Tableau der Kar­te von Preu­ßen). Der dabei gebil­de­te Kreis Dir­schau umfass­te den nörd­li­chen Teil von Pom­me­rel­len mit den Städ­ten Dir­schau, Neu­stadt, Put­zig und Stol­zen­berg sowie den könig­li­chen Domä­nen­äm­tern Brück, Cart­haus, Mirch­au, Oli­va, Put­zig, Sob­bo­witz, Star­sin und Subkau. 

Ausschnitt aus Max Töppens Geschichtskarte „Preussen von der Ersten Theilung Polens bis zum Tilsiter Frieden“ aus seinem „Atlas zur historisch-comparativen Geographie von Preussen, Gotha 1858
Aus­schnitt aus Max Töp­pens Geschichts­kar­te „Preus­sen von der Ers­ten Thei­lung Polens bis zum Til­si­ter Frie­den“ aus sei­nem „Atlas zur historisch-​​comparativen Geo­gra­phie von Preus­sen“, Gotha 1858

Durch die preu­ßi­sche Provinzialbehörden-​​Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen kam das Gebiet zum Regie­rungs­be­zirk Dan­zig der Pro­vinz West­preu­ßen. Bei einer umfas­sen­den Kreis­re­form wur­den zum 1. April 1818 neue, klei­ne­re Krei­se gebil­det. Dabei ging der alte Kreis Dir­schau in den neu­en Krei­sen Cart­haus, Dan­zig, Neu­stadt und Star­gard auf.


Das kon­ti­nu­ier­li­che Anwach­sen der Bevöl­ke­rung im 19. Jahr­hun­dert erfor­der­te eine wei­te­re Kreis­re­form in West­preu­ßen. So ent­stand am 1. Okto­ber 1887 im Regie­rungs­be­zirk Dan­zig der neue Kreis Dir­schau aus Tei­len des Land­krei­ses Dan­zig und des Krei­ses Preu­ßisch Star­gard. Sitz des Land­rats­amts und ein­zi­ge Stadt des Krei­ses war Dir­schau (Wikipedia-​​Eintrag „Tczew“).

Der Kreis grenz­te im Wes­ten an die Krei­se Berent und Preu­ßisch Star­gard, im Nor­den an den – eben­falls 1887 gebil­de­ten – Kreis Dan­zi­ger Höhe, im Osten an den Kreis Mari­en­burg und im Süden an den Kreis Marienwerder.

Eine dif­fe­ren­zier­te Über­sicht über die Städ­te, Land­ge­mein­den und Guts­be­zir­ke des Krei­ses bie­tet der Aus­zug aus dem „Gemein­de­le­xi­kon für die Pro­vinz West­preu­ßen. Auf Grund der Mate­ria­li­en der Volks­zäh­lung vom 2. Dezem­ber 1895 und ande­rer amt­li­cher Quel­len“, Ber­lin 1898, S. 26–31: Der Kreis Dirschau

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags muss­te der Kreis Dir­schau am 10. Janu­ar 1920 vom Deut­schen Reich abge­tre­ten wer­den. Der größ­te Teil des Krei­ses mit der Stadt Dir­schau kam zu Polen und bestand als „Powi­at Tczew­ski“ fort. Aus dem Nor­den des Krei­ses kamen meh­re­re Gemein­den zur Frei­en Stadt Dan­zi­gund wur­den in den Kreis Dan­zi­ger Höhe ein­ge­glie­dert. Zugleich wur­de der Kreis durch die Gemein­den um die Stadt Mewe erwei­tert, die frü­he­re zum Reg.-Bezirk Mari­en­wer­der gehört hatten.


Die Gemein­den, die zuvor zum Kreis Mari­en­wer­der gehört hat­ten, bil­de­ten zunächst ab 1924 den pol­ni­schen „Powi­at Gniew­ski“ mit Sitz in Gniew (Mewe); zum 1. April 1932 aber wur­de sie wie­der größ­ten­teils in den Powi­at Tczew­ski sowie in den Powi­at Świe­cie (Schwetz) eingegliedert.

Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges und der Beset­zung Polens wur­de der Land­kreis Tczew unter sei­nem frü­he­ren deut­schen Namen dem „Regie­rungs­be­zirks Dan­zig“ ein­ge­glie­dert, der sei­ner­seits dem am 26. Okto­ber 1939 ein­ge­rich­te­ten „Reichs­gau Dan­zig“ ange­hör­te. Der „Reichs­gau“ erhielt kurz danach, am 2. Novem­ber, sei­nen end­gül­ti­gen Namen: „Reichs­gau Danzig-​​Westpreußen“ (Ein­trag zum „Reichs­gau“ im OME-​​Lexikon). Auch der Kreis Dir­schau wur­de zum 26. Novem­ber 1939 als Reichs­ge­biet dekla­riert; und die Städ­te Dir­schau, Mewe und Pel­plin wur­den der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken zusam­men­ge­fasst. Guts­be­zir­ke gab es nicht mehr. 

Am 2. Dezem­ber 1940 wur­den rück­wir­kend die bereits seit dem 26. Okto­ber 1939 mit ver­wal­te­ten vor­he­ri­gen „Korridor-​​Gemeinden“ Außen­deich (Bur­sz­tych), Johan­nis­dorf (Jano­wo), Kra­mers­dorf (Kram­ro­wo), Klein­fel­de (Pól­ko Małe) und Neu­lie­be­nau (Nowe Ligno­wy) des Land­krei­ses Dir­schau wie­der in den Land­kreis Mari­en­wer­der eingegliedert.

Am 26. März 1942 wur­de – eben­falls rück­wir­kend vom 26. Oko­ber 1939 an – in Ergän­zung des soeben genann­ten Erlas­ses vom 2. Dezem­ber 1940 ein rechts der Weich­sel gele­ge­ner Gebiets­teil der Gemein­de Pol­nisch Grün­hof mi dem Kreis Mari­en­wer­der vereinigt.

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Dir­schau im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben. 

Die ver­wal­tungs­ge­schicht­li­chen Ver­än­de­run­gen, die den Kreis Dir­schau in den ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­pha­sen seit 1887 betrof­fen haben, kön­nen im Gesamt­zu­sam­men­hang mit der unte­ren Weichsel-​​Region nach­voll­zo­gen wer­den auf der von Walt­her Hub­atsch ent­wor­fe­nen Kar­te „Ver­wal­tungs­ein­tei­lung von Ost- und West­preu­ßen. 1815–1945“ aus dem Jah­re 1975.

Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Herder-​​Instituts Marburg

Kreis Schwetz (Reg.-Bezirk Marienwerder)

Das Gebiet des Krei­ses Schwetz kam durch die ers­te Tei­lung Polens 1772 zu Preu­ßen und gehör­te bis 1818 zum Kreis Conitz, der damals den gesam­ten süd­li­chen Teil von Pom­me­rel­len umfass­te. Durch die preu­ßi­sche Provinzialbehörden-​​Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen kam das Gebiet inner­halb der Pro­vinz West­preu­ßen zum neu­en Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der. Im Rah­men einer umfas­sen­den Kreis­re­form im Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der wur­de zum 1. April 1818 der neue Kreis Schwetz gebil­det. Er umfass­te die Stadt und die Inten­dan­tur Schwetz, die Stadt und den größ­ten Teil des Amtes Neu­en­burg, sechs Ort­schaf­ten der Inten­dan­tur Grau­denz sowie 98 adli­ge Güter. Sitz des Land­rats­am­tes des neu­en Krei­ses wur­de die Stadt Schwetz (Wikipedia-​​Eintrag „Świe­cie“).

Der Kreis Schwetz grenz­te im Wes­ten an den Kreis Konitz bzw. (seit 1875) an den Kreis Tuchel, im Nor­den an den Kreis Pr. Star­gard, im Osten wur­de er von den Krei­sen Mari­en­wer­der und Grau­denz bzw. durch die Weich­sel begrenzt, und im Süden grenz­te er an die Krei­se Kulm und den Kreis Brom­berg (Pro­vinz Posen).

Karte des Schwetzschen Kreises (2. Viertel des 19. Jahrhunderts)
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Eine dif­fe­ren­zier­te Über­sicht über die Städ­te, Land­ge­mein­den und Guts­be­zir­ke des Krei­ses bie­tet der Aus­zug aus dem „Gemein­de­le­xi­kon für die Pro­vinz West­preu­ßen. Auf Grund der Mate­ria­li­en der Volks­zäh­lung vom 2. Dezem­ber 1895 und ande­rer amt­li­cher Quel­len“, Ber­lin 1898, S. 46–55: Der Kreis Schwetz

Karte des Kreises Schwetz, 1914
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags muss­te das Kreis­ge­biet am 10. Janu­ar 1920 zum Zweck der Ein­rich­tung des Pol­ni­schen Kor­ri­dors an Polen abge­tre­ten wer­den. In Polen bestand das Kreis­ge­biet, des­sen west­li­cher Teil an den Kreis Tucho­la (Tuchel) ange­glie­dert wur­de, als „Powi­at Świecki“ fort.


Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges und der Beset­zung Polens wur­de der Land­kreis Świe­cie unter sei­nem frü­he­ren deut­schen Namen dem neu ein­ge­rich­te­ten „Regie­rungs­be­zirk Brom­berg“ ein­ge­glie­dert, der sei­ner­seits dem am 26. Okto­ber 1939 ein­ge­rich­te­ten „Reichs­gau Dan­zig“ ange­hör­te. Der „Reichs­gau“ erhielt kurz danach, am 2. Novem­ber, sei­nen end­gül­ti­gen Namen: „Reichs­gau Danzig-​​Westpreußen“ (Ein­trag zum „Reichs­gau“ im OME-​​Lexikon). Auch der Kreis Schwetz wur­de zum 26. Novem­ber 1939 als Reichs­ge­biet dekla­riert; und die Städ­te Neu­en­burg (Weich­sel) und Schwetz (Weich­sel) wur­den der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken­zu­sam­men­ge­fasst. Guts­be­zir­ke gab es nicht mehr. – Seit dem 25. Juni 1942 trug der Land­kreis schließ­lich den Namen „Schwetz (West­pr.)“

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Schwetz im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben. 

Die ver­wal­tungs­ge­schicht­li­chen Ver­än­de­run­gen, die den Kreis Schwetz in den ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­pha­sen ab 1815 betrof­fen haben, kön­nen im Gesamt­zu­sam­men­hang mit der unte­ren Weichsel-​​Region nach­voll­zo­gen wer­den auf der von Walt­her Hub­atsch ent­wor­fe­nen Kar­te „Ver­wal­tungs­ein­tei­lung von Ost- und West­preu­ßen. 1815–1945“ aus dem Jah­re 1975.

Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Herder-​​Instituts Marburg

Kreis Strasburg (Reg.-Bezirk Marienwerder)

Das Gebiet des Krei­ses Stras­burg kam durch die ers­te Tei­lung Polens 1772 zu Preu­ßen, wur­de wäh­rend der Napo­leo­ni­schen Zeit zwi­schen 1807 und 1815 zu einem Teil des pol­ni­schen Vasallen-​​Staates „Her­zog­tum War­schau“ und gelang­te nach der Restau­ra­ti­on Preu­ßens zum Kreis Michel­au, den ein Aus­schnitt aus Max Töp­pens Geschichts­kar­te von 1858 zeigt und der noch die Gebie­te der bei­den nach­ma­li­gen Krei­se Löbau und Straburg umfasste. 

In der Napo­leo­ni­schen Zeit ab 1807 dem Her­zog­tum War­schau zuge­ord­net, erhielt Preu­ßen den Kreis im Zuge des Wie­ner Kon­gres­ses zurück. Durch die preu­ßi­sche Provinzialbehörden-​​Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen kam das Gebiet zum Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der der Pro­vinz West­preu­ßen. Im Rah­men einer umfas­sen­den Kreis­re­form im Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der wur­de der Kreis Michel­au zum 1. April 1818 in die Krei­se Löbau und Stras­burg geteilt. Der Kreis Stras­burg umfass­te die Städ­te Gollub, Gorz­no, Lau­ten­burg, die Inten­dan­tu­ren Gollub und Lau­ten­burg und Stras­burg, das Domä­nen­amt Stras­burg sowie 92 adli­ge Güter. Das Land­rats­amt befand sich in der Stadt Stras­burg (Wikipedia-​​Eintrag „Brod­ni­ca“).

Der Kreis Stras­burg grenz­te im Wes­ten an die Krei­se Thorn und Kulm – bzw. statt­des­sen seit 1887 an den Kreis Brie­sen – sowie den Kreis Grau­denz, im Nor­den an den Kreis Löbau, im Osten an den ost­preu­ßi­schen Regie­rungs­be­zirk Königs­berg und im Süden an Kon­gress­po­len, das zum Rus­si­schen Kai­ser­reich gehörte.

Karte des Strasburgschen Kreises (2. Viertel des 19. Jahrhunderts)
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Durch das ste­ti­ge Anwach­sen der Bevöl­ke­rung im 19. Jahr­hun­dert erwie­sen sich die Krei­se in West­preu­ßen meist als zu groß, eine Ver­klei­ne­rung schien erfor­der­lich. Im Zuge die­ser Ent­wick­lung ent­stand am 1. Okto­ber 1887 der neue Kreis Brie­sen, an den der Kreis Stras­burg einen Teil sei­nes west­lich gele­ge­nen Kreis­ge­bie­tes mit der Stadt Gollub abtrat.

Am 18. Okto­ber 1891 wur­de ein Gebiets­teil des Forst­guts­be­zirks Gollub im Kreis Stras­burg in den Gemein­de­be­zirk Lob­do­wo im Kreis Brie­sen eingegliedert.

Eine dif­fe­ren­zier­te Über­sicht über die Städ­te, Land­ge­mein­den und Guts­be­zir­ke des Krei­ses bie­tet der Aus­zug aus dem „Gemein­de­le­xi­kon für die Pro­vinz West­preu­ßen. Auf Grund der Mate­ria­li­en der Volks­zäh­lung vom 2. Dezem­ber 1895 und ande­rer amt­li­cher Quel­len“, Ber­lin 1898, S. 46–55: Der Kreis Strasburg

Karte des Kreises Strasburg, 1908
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung der Staats­bi­blio­thek zu Ber­lin – Preu­ßi­scher Kulturbesitz

Auf­grund der Bestim­mun­gen des Ver­sailler Ver­trags muss­te das Kreis­ge­biet am 10. Janu­ar 1920 zum Zweck der Ein­rich­tung des Pol­ni­schen Kor­ri­dors an Polen abge­tre­ten wer­den. In Polen wur­de das Kreis­ge­biet um die Gemein­den Ham­mer, Kament­dorf und Gohl­au des Krei­ses Brie­sen sowie die Gemein­den Szi­chen vom Kreis Löbau und Buch­wal­de vom Kreis Grau­denz erwei­tert und bestand als „Powi­at brod­ni­cki“ fort.


Nach dem Beginn des Zwei­ten Welt­krie­ges und der Beset­zung Polens wur­de der Land­kreis Brod­ni­ca unter sei­nem frü­he­ren deut­schen Namen dem Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der ein­ge­glie­dert, der sei­ner­seits dem am 26. Okto­ber 1939 ein­ge­rich­te­ten „Reichs­gau Dan­zig“ ange­hör­te. Der „Reichs­gau“ erhielt kurz danach, am 2. Novem­ber, sei­nen end­gül­ti­gen Namen: „Reichs­gau Danzig-​​Westpreußen“ (Ein­trag zum „Reichs­gau“ im OME-​​Lexikon). Der Land­kreis Stras­burg i. West­pr. – seit 1942 „Land­kreis Stras­burg (West­pr.)“ – wur­de dem Regie­rungs­be­zirk Mari­en­wer­der zuge­ord­net. Die Städ­te Gorz­no (umbe­nannt in Görz­berg), Goß­lershau­sen, Lau­ten­burg und Stas­burg wur­den der im Alt­reich gül­ti­gen Deut­schen Gemein­de­ord­nung vom 30. Janu­ar 1935 unter­stellt, die die Durch­set­zung des Füh­rer­prin­zips auf Gemein­de­ebe­ne vor­sah. Die übri­gen Gemein­den waren in Amts­be­zir­ken zusam­men­ge­fasst. Guts­be­zir­ke gab es nicht mehr.

Gegen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wur­de der Kreis Stras­burg im Früh­jahr 1945 von der Roten Armee besetzt und wie­der Teil Polens. Soweit die deut­schen Ein­woh­ner nicht geflo­hen waren, wur­den sie in der Fol­ge­zeit aller­meist aus dem Kreis­ge­biet vertrieben. 

Die ver­wal­tungs­ge­schicht­li­chen Ver­än­de­run­gen, die den Kreis Stras­burg in den ver­schie­de­nen his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­pha­sen ab 1815 betrof­fen haben, kön­nen im Gesamt­zu­sam­men­hang mit der unte­ren Weichsel-​​Region nach­voll­zo­gen wer­den auf der von Walt­her Hub­atsch ent­wor­fe­nen Kar­te „Ver­wal­tungs­ein­tei­lung von Ost- und West­preu­ßen. 1815–1945“ aus dem Jah­re 1975.

Verwaltungseinteilung von Ost- und Westpreußen. 1815–1945
Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Herder-​​Instituts Marburg