Die Provinz Westpreussen 1878–1920 – mit den Grenzlinien der heutigen Woiwodschaften
Die Pro­vinz West­preus­sen 1878–1920 – mit den Grenz­li­ni­en der heu­ti­gen Woiwodschaften

Als „West­preu­ßen“ wird eine Regi­on bezeich­net, die sich am Unter­lauf der Weich­sel von Thorn im Süden bis nach Dan­zig an der Ost­see erstreckt. Mit eini­gen Unter­bre­chun­gen bil­de­te West­preu­ßen von 1772 bis zum Jah­re 1920 eine preu­ßi­sche Pro­vinz. Zu deren Vor­ge­schich­te gehört eines­teils die Herr­schaft des Deut­schen Ordens, der das Land seit 1231 in Besitz genom­men, es chris­tia­ni­siert und kul­tu­rell ent­wi­ckelt hat, und andern­teils eine 1454 ein­set­zen­de, mehr als 300-​​jährige Pha­se, in der die Regi­on an der unte­ren Wei­chel als „Pru­sy Kró­lew­skie“ (König­li­ches Preu­ßen) mit der Pol­ni­schen Kro­ne ver­bun­den war.

Die heutigen Woiwodschaften an der unteren Weichsel – und die Kontur der früheren Provinz
Die heu­ti­gen Woi­wod­schaf­ten an der unte­ren Weich­sel – und die Kon­tur der frü­he­ren Provinz

Deut­sche und Polen hat­ten in die­ser Regi­on über lan­ge Zeit meist ein­träch­tig zusam­men­ge­lebt. Erst seit dem Ende des 19. Jahr­hun­derts wur­de die Regi­on zum Schau­platz eth­ni­scher und national-​​politischer Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die letzt­lich – infol­ge des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­nich­tungs­kriegs – in der Flucht und sys­te­ma­ti­schen Ver­trei­bung der deut­schen Bevöl­ke­rung mün­de­ten. Inzwi­schen ist die­ses Gebiet Teil der Repu­blik Polen, und die ehe­mals in sich geschlos­se­ne Pro­vinz gehört nun­mehr zu fünf ver­schie­de­nen Woi­wod­schaf­ten (wie in Polen die Selbst­ver­wal­tungs­ein­hei­ten auf der höchs­ten Stu­fe der ter­ri­to­ria­len Glie­de­rung genannt werden).

Heu­te ist „West­preu­ßen“ ein wich­ti­ger Erin­ne­rungs­ort für die Geschich­te und Kul­tur des frü­he­ren Ost­deutsch­land. Beim Erkun­den der eige­nen Regi­on ver­fol­gen aber auch die jet­zi­gen pol­ni­schen Bewoh­ner wie­der Spu­ren des his­to­ri­schen West­preu­ßen: Aus einer getrenn­ten Geschich­te ent­wi­ckeln sich damit For­men des gemein­sa­men Erin­nerns über Gren­zen hin­weg. Dazu will auch die West­preu­ßi­sche Gesell­schaft maß­geb­lich beitragen.